Papst Leo XIV. spricht bei einem Treffen mit Bischöfen am 11. September 2025 im Vatikan.
Nach Treffen im Vatikan

Bischof Krämer: Papst Leo ist empathisch und extrem gut informiert

Rom  ‐ Neue Bischöfe lädt der Vatikan zu Schulungen als Vorbereitung auf ihr Amt ein. Am diesjährigen Schulungskurs für neue Bischöfe nahm auch Klaus Krämer aus Stuttgart teil. Als Höhe- und Schlusspunkt ging es am Donnerstag zum Papst.

Erstellt: 12.09.2025
Aktualisiert: 12.09.2025
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Der Stuttgarter Bischof Klaus Krämer zeigt sich beeindruckt vom Papst. „Leo XIV. ist empathisch, unkompliziert, menschlich sehr gewinnend und extrem gut informiert“, sagte Krämer am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach der Audienz im Rahmen des Schulungskurses für im vergangenen Jahr ernannte Oberhirten. „Er hat sich sehr viel Zeit für Fragen quer durch das ganze kirchliche Portfolio genommen, war souverän, konzentriert und erstaunlich gut in den verschiedensten Sachthemen drin“, so der langjährige Leiter der Hilfsorganisationen Missio Aachen und Kindermissionswerk. Im Dezember war er zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart geweiht worden.

An der einwöchigen Schulung nahmen 192 Bischöfe aus aller Welt teil. Aus dem deutschsprachigen Raum waren dies neben Krämer (61) der Bischof von Sankt Gallen (Schweiz), Beat Grögli (54), und Weihbischof Johannes Freitag (53) aus der Diözese Graz-Seckau (Österreich).

Krämer berichtete, Leo, der neben Italienisch auch häufig seine Muttersprache Englisch und Spanisch nutzt, habe sich über drei Stunden Zeit für die Bischöfe genommen. Dabei rief er sie zu Mitgefühl, Mut und Kreativität im Umgang mit Krisen in Kirche und Welt auf und bekräftigte seinen Appell zum Einsatz für den Frieden. Zum Reformprozess Weltsynode zur stärkeren Teilhabe aller Gläubigen in der Kirche betonte er, den von Papst Franziskus eingeschlagenen Weg fortsetzen zu wollen, berichtete Krämer. Auch bekannte er sich zu den Themen von Franziskus' Umweltenzyklika „Laudato si“ (2015), zum Klimaschutz und zur Bewahrung der Schöpfung.

Auch habe der heutige Papst, selbst von 2014 bis 2023 Bischof in Peru, persönliche Überlegungen zum bischöflichen Amt und dem Thema Kollegialität geschildert. „Man hat gespürt, dass er die alltäglichen Herausforderungen als Bischof kennt, die Schwierigkeiten und Bedenken, die man vielleicht am Anfang hat.“

Blick über den Horizont

Krämer lobte die Möglichkeit, beim Vorbereitungskurs in Rom Kontakte zu Kollegen aus aller Welt zu knüpfen oder zu vertiefen, da er einige teils seit langem durch seine Tätigkeit bei den Hilfswerken kenne. Eindrucksvoll sei auch die Messe mit Kardinal Christoph Schönborn in Santa Maria Maggiore gewesen, bei der der langjährige Erzbischof von Wien authentisch von seinen Erfahrungen berichtet habe.

Bei dem Kurs hätten sich einmal mehr Unterschiede in den verschiedenen Regionen der Kirche gezeigt. „Beim Umgang mit Finanzen haben wir beispielsweise einen ganz anderen Standard als viele Diözesen auf der Südhalbkugel“, erläuterte Krämer. Auch beim Thema Umgang mit Missbrauch in der Kirche gebe es große Unterschiede; hier hätte er sich noch tiefergehende Impulse gewünscht. „Aber es ist wichtig, über den Horizont der eigenen Diözese oder Bischofskonferenz hinauszuschauen, damit die Weltkirche nicht nur eine theoretische Größe bleibt.“

Klaus Krämer, Bischof von Rottenburg-Stuttgart
Bild: © Daniela Reske/KNA

Zum deutschen Reformprozess Synodaler Weg, der im Vatikan teils auf deutliche Kritik gestoßen war, habe sich Leo nicht geäußert und ihn als einzigen deutschen Bischof auch nicht darauf angesprochen, sagte Krämer. „Da kann er sehr differenzieren, er war ja immer einer, der einen sehr differenzierten Blick auf die Sache hatte. Ich denke, den hat er sich bewahrt.“

Krämers Fazit: „Ich nehme mit, dass der Papst sehr gut in seine Rolle hineingefunden hat und auch die globalen Probleme angehen will.“ Er rechne nun mit inhaltlichen Akzenten und Leos erster Enzyklika. „Ich bin mir ganz sicher, dass er die Impulse von Franziskus aufnimmt, sie weiterführt und in Strukturen umsetzt, die dann im praktischen Leben der Kirche ihre Frucht bringen können.“

Papst Leo XIV. stellte in seiner Ansprache den Dienst des Bischofs in den Mittelpunkt. Dieser sei „nicht für euch selbst bestimmt, sondern für die Sache des Evangeliums“, sagte er und forderte sie zu Wachsamkeit, Demut und Gebet auf, „um Diener des Volkes zu sein, zu dem der Herr euch sendet“.

KNA

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