Osten des Landes kommt nicht zur Ruhe

Erneut Dutzende Tote bei Islamisten-Angriff im Kongo

Kinshasa  ‐ Im Juli war es eine Kirche, jetzt eine Trauergesellschaft: Islamistische Terroristen treiben im Osten des Kongo ihr Unwesen.

Erstellt: 10.09.2025
Aktualisiert: 10.09.2025
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Im Osten der Demokratischen Republik Kongo haben islamistische Terroristen erneut ein Massaker an Zivilisten verübt. Mehrere afrikanische Medien berichten übereinstimmend, die ugandische Miliz Allied Democratic Forces (ADF) habe mindestens 50 Menschen im Dorf Ntoyo in der Provinz Nord-Kivu getötet; andere Quellen sprechen von 70 oder gar mehr als 100 Toten.

Die Kämpfer hätten die Bewohner des Dorfes am späten Montagabend überrascht, berichtet der Pfarrer der Gemeinde Manguredjipa, Paluku Nzalamingi, vom Ort des Geschehens. Die Islamisten hätten gezielt einen Trauerort angegriffen, wo sich viele Menschen im Zimmer eines Verstorbenen aufgehalten hätten. Leichen lägen im Haus, auf der Straße, auf mehreren Grundstücken nahe dem Zentrum von Ntoyo. Autos, Häuser und Motorräder seien in Brand gesteckt worden. In dem angegriffenen Dorf befinden sich den Berichten zufolge ein Stützpunkt der kongolesischen Armee sowie Einheiten der ugandischen Streitkräfte.

Der früheren Guerillaorganisation ADF werden Verbindungen zum Islamischen Staat (IS) nachgesagt und sie verübt Anschläge in Uganda und im Kongo. Ende Juli hatte die ADF die ostkongolesische Stadt Komanda überfallen und mehr als 40 Zivilisten getötet. Dies löste eine Flüchtlingswelle aus der Region aus. Immer wieder kommt es in dem Landesteil zu massiven Bevölkerungsbewegungen, wo die kongolesischen Streitkräfte und bewaffnete Gruppen aufeinandertreffen. Die Angriffe jetzt erfolgten nach mehreren Monaten der Ruhe in der Region; viele Vertriebene waren erst zuletzt zurückgekehrt.

Die bevölkerungsreiche Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und fast siebenmal so groß wie Deutschland. Vor allem im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit Jahrzehnten diverse Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen ebenfalls zu einer politisch instabilen Lage bei. Hinzu kommt eine meist schwache Zentralregierung in Kinshasa.

KNA

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