
Machtkampf um Welterbe-Kloster im Sinai scheint entschieden
Athen/Jerusalem ‐ Der Führungsstreit im Katharinenkloster bekam zuletzt eine diplomatische Dimension. Seit Monaten kämpfte der Abt um die Leitung. Jetzt trat er zurück - und wurde von der griechischen Regierung ausgeflogen.
Aktualisiert: 08.09.2025
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Der Machtkampf im Katharinenkloster auf dem Sinai scheint beendet. Der 90-jährige Abt Damianos willigte in seinen Amtsverzicht ein und wurde am Samstag in Begleitung einer griechischen Regierungsdelegation nach Athen ausgeflogen. Vorausgegangen war eine monatelange kirchliche und diplomatische Auseinandersetzung um die Führung des Wüstenklosters, das eine der kostbarsten Sammlungen alter Handschriften und Ikonen beherbergt und zum Unesco-Welterbe zählt. Hintergründe der Wirrungen bleiben weiter im Dunkeln.
Nach griechischen Regierungsangaben brachte eine Sondermaschine Damianos und neun Mönche am Samstag aus dem Südsinai nach Athen. Geleitet wurde die Mission von der stellvertretenden Außenministerin Alexandra Papadopoulou und dem Staatssekretär für Religionsangelegenheiten Giorgos Kalantzis. Es sei um eine „sichere Aufnahme“ des Erzbischofs und griechischer Staatsbürger gegangen. In den nächsten Tagen solle der Prozess zur Wahl eines Nachfolgers eingeleitet werden, hieß es weiter.
Die Spannungen in der Mönchsgemeinschaft entzündeten sich offenbar am Führungsstil und der Finanzverwaltung des Abtes, der dem Kloster seit 1973 vorstand. Eine Rolle spielten Berichten zufolge auch Pläne der ägyptischen Regierung, das Areal um das Kloster touristisch weiter zu erschließen, unter anderem mit Hotelprojekten. Damianos nannte als Punkt, der zum Ausbruch einer „existenziellen Krise“ führte, das Urteil eines Berufungsgerichts in Ismailia am 28. Mai, das einen Streit um Besitzansprüche des Klosters zugunsten des ägyptischen Staates entschied.
Der zuletzt mit gegenseitigen Aussperrungen und Tätlichkeiten ausgetragene Leitungskonflikt polarisierte auch die Patriarchate von Jerusalem und Konstantinopel. Während das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem, in dessen Gebiet das ansonsten autonome Katharinenkloster liegt, den Abt schon vor seinem Amtsverzicht als abgesetzt ansah, sprach das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, ihm noch am 29. August offiziell Rückhalt aus.
Verbaler Schlagabtausch
Abt Damianos und Patriarch Theophilos III. verbanden den Rücktritt mit einem verbalen Schlagabtausch. Im Sinai-Kloster sei es nicht Tradition, Putsche durchzuführen, Leiter abzusetzen und sie in Gefängnisse zu sperren, um sie „geistig, mental und körperlich zu zermürben“, schrieb Damianos in einer Mitteilung am Donnerstag, aus der griechische Medien zitieren. Dem Patriarchen Theophilos III. warf er eine „kleingeistige Haltung“ vor.
Das Jerusalemer Patriarchat wiederum erklärte am Samstag, man wisse um die „menschliche Schwäche“ des zurückgetretenen Abtes und bete für seine Gesundheit, Erleuchtung und Umkehr. Unbeschadet der administrativen Eigenständigkeit des Klosters trage das Patriarchat kirchenrechtliche und spirituelle Verantwortung für den Sinai und habe so zur Deeskalation beigetragen.
Damianos, am 4. April 1935 in Athen geboren, stand seit Dezember 1973 an der Spitze der Mönchsgemeinschaft im Sinai. In seine Amtszeit fällt die Öffnung der Klosterbibliothek für die wissenschaftliche Forschung und die Digitalisierung der Bestände von unschätzbarem Wert. Ursprünglich gehörte dazu auch der Codex Sinaiticus aus dem 4. Jahrhundert. Er enthält die älteste vollständige Fassung des Neuen Testaments.
KNA

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