
Trierer Geistlicher Profittlich in Estland seliggesprochen
Tallinn ‐ In Estland bilden Katholiken eine winzige Minderheit. Die Seligsprechungsfeier für Eduard Profittlich, Märtyrer der Sowjet-Ära, erinnert an nichtchristliche Opfer, Außenminister Thahkna verweist auf Russlands Aggression.
Aktualisiert: 08.09.2025
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Der Trierer Geistliche Eduard Profittlich (1890-1942) ist am Samstag in Estland seliggesprochen worden. Im Auftrag von Papst Leo XIV. leitete Kardinal Christoph Schönborn die Zeremonie in der Hauptstadt Tallinn. Gemeinsam mit Profittlich würdigte er die rund 23.000 Opfer sowjetischer Gewaltherrschaft in dem baltischen Land, in dem heute weniger als ein Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche angehört.
Der Jesuit Profittlich, zunächst Gemeindepfarrer in Tallinn, wurde 1931 Leiter der katholischen Kirche Estlands und 1936 Erzbischof. Nach der Annexion Estlands durch die Sowjetunion 1940 schlug er die Möglichkeit der Flucht aus, wurde 1941 festgenommen und starb 1942 in sowjetischer Haft. Seine Seligsprechung, die noch durch Papst Franziskus veranlasst wurde, war die erste in der Geschichte Estlands.
Der Feier auf dem Platz der Freiheit in Tallinn wohnte neben zahlreichen Vertretern anderer christlicher Kirchen Staatspräsident Alar Karis bei. Aus Profittlichs Heimatbistum Trier nahm Bischof Stephan Ackermann mit einer Delegation an dem Gottesdienst teil. Zu den Gästen zählte auch der Botschafter des Heiligen Stuhls in den baltischen Staaten, Erzbischof Georg Gänswein.
Zahllose Märtyrer
Kardinal Schönborn erinnerte unter Verweis auf alle estnischen Opfer der Besatzung an „unbekannte Heilige“, deren Namen Gott allein kenne. „Wir können hoffen, dass die zahllosen Märtyrer unserer Zeit – die 23.000 Namen von Opfern allein in diesem Land – nicht gänzlich ohne Frucht bleiben“, sagte Schönborn, emeritierter Erzbischof von Wien.
Nach den Worten von Estlands Außenminister Margus Tsahkna spiegelt das Schicksal des Priesters Profittlich „die Tragödie unserer gesamten Nation“ wider. Jeder Este habe seine eigene Geschichte mit Deportation, so Tsahkna in einer Mitteilung.
„Heute, da Russland während seiner Aggression gegen die Ukraine Gräueltaten begeht, darunter Deportationen, Hinrichtungen und andere Handlungen gegen die Menschlichkeit und das Völkerrecht, erinnert dies schmerzlich an unsere eigene Vergangenheit. Die Geschichte wiederholt sich. Die Geschichte Profittlichs ist eine schmerzhafte und klare Erinnerung daran, dass Freiheit, Wahrheit und Menschenwürde nicht selbstverständlich sind – sie müssen überall verteidigt werden“, erklärte Tsahkna.
Profittlich wurde 1890 im rheinland-pfälzischen Birresdorf – dem heutigen Grafschaft – geboren. Sein Seligsprechungsverfahren war 2003 eröffnet worden. 2024 erkannte Papst Franziskus den Tod des Ordensmanns und Erzbischofs als Martyrium an. Triers Bischof Ackermann nannte die Seligsprechung im Vorfeld eine Bestärkung für die Katholiken in Estland. Das Glaubenszeugnis Profittlichs zeige, „dass Nationalität im Christsein eine untergeordnete Rolle spielt, dass nationalistische Grenzen aus dem Glauben heraus überwunden werden können“.
KNA

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