
Regierungskritische Proteste in Indonesien eskalieren
Jakarta ‐ Die Demonstrationen sind die erste große Herausforderung von Präsident Prabowo Subianto während seiner knapp einjährigen Amtszeit. Der Rat der Islamgelehrten forderte das Parlament auf, die Bürger zu respektieren.
Aktualisiert: 01.09.2025
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In Indonesien eskalieren nach dem Tod eines Lieferdienstfahrers durch einen Polizeieinsatz die Proteste gegen die Regierung. In Makassar auf Sulawesi sei der Landtag in Brand gesteckt worden, meldet am Samstag die amtliche Nachrichtenagentur Antara. Drei Menschen seien in dem Feuer ums Leben gekommen und mindesten fünf verletzt worden. Auch in anderen Großstädten des islamisch geprägten Landes wie, Surabaya, Yogyakarta, Medan und Solo habe es gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei gegeben.
In Bandung brannte Berichten zufolge am Samstag nach Zusammenstößen zwischen Bereitschaftspolizei und Demonstranten das Parlamentsgebäude von Westjava teilweise nieder. In der Hauptstadt Jakarta zündeten Hunderte Menschen die örtliche Polizeiwache an. Die Transportbehörde stellte aus Sicherheitsgründen den Betrieb von Bussen und Trans-Rapid-Zügen ein, nachdem bei den Protesten der vergangenen Tage sieben Busbahnhöfe verwüstet und in Brand gesteckt worden waren.
Zunächst friedliche Proteste vor allem von Studenten, Gewerkschaften und Motorradtaxifahrern schlugen in Gewalt um, nachdem am Donnerstag ein junger Mopedfahrer eines Lieferdienstes von einem gepanzerten Polizeifahrzeug erfasst und getötet worden war. Ein Video des tödlichen Unfalls des an den Demonstrationen unbeteiligten Mannes ging viral und löste landesweite Proteste gegen Polizeigewalt aus.
Anlass der Demonstrationen gegen die Regierung war zunächst die Enthüllung, dass die 580 Mitglieder des indonesischen Repräsentantenhauses monatlich umgerechnet etwa 2.560 Euro Wohngeld erhalten. Das entspricht fast dem Zehnfachen des Mindestlohns in Jakarta. Die Proteste richteten sich dann allgemeiner gegen steigende Kosten für Lebensmittel und Bildung, Massenentlassungen, wachsende Steuern für Landbesitz und Immobilien sowie die Sparmaßnahmen der Regierung auf der anderen Seite.
Präsident Prabowo Subianto reagierte auf den Tod des Lieferdienstfahrers mit Entsetzen, sprach dessen Familie persönlich sein Beileid aus und ordnete eine transparente Untersuchung an. Sieben Beamte wurden festgenommen. Dennoch ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung erschüttert.
Die Demonstranten fordern nun umfassende Reformen, den Rücktritt führender Regierungsvertreter, Veränderungen in der Polizeiführung und die Rücknahme der Sparmaßnahmen. Analysten warnen, dass Versäumnisse, zentrale wirtschaftliche und politische Probleme anzugehen, zu politischer und wirtschaftlicher Instabilität führten.
Erzbischof von Jakarta: Sozialen Frieden und Solidarität wahren
In einer online veröffentlichten Video-Botschaft rief Kardinal Ignatius Suharyo, Erzbischof von Jakarta, die Indonesier auf, den sozialen Frieden und die Solidarität zu wahren. „In diesen schwierigen Zeiten fordere ich die Gläubigen auf, einen klaren Kopf zu bewahren und standhaft zu bleiben, die soziale Solidarität zum Wohle aller zu stärken und als Bürger Verantwortung zu übernehmen, wie es in der Verfassung von 1945 verankert ist. Kümmern wir uns um Jakarta, kümmern wir uns um Indonesien, so Suharyo.
Zuvor hatte, wie AsiaNews aus Rom berichtet, bereits die katholische Bischofskonferenz des Landes in einer Erklärung die staatlichen Institutionen aufgefordert, auf die Wünsche der Menschen zu hören, insbesondere auf jene der Schwachen, der Armen sowie der Opfer von Ungerechtigkeit.
KNA
01.09.2025: Videobotschaft des Kardinals hinzugefügt /dr

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