Steyler Missionsschwestern trauern um Haus-Oberin in Indonesien
Hokeng – Ost Flores ‐ Als Anfang November auf der indonesischen Insel Flores ein Vulkan ausbrach, töteten brennende Gesteinsbrocken auch die Oberin eines Hauses der Steyler Missionsschwestern. Bei einem Besuch vor Ort hat sich Sr. Maria Altenhofen, Generalleiterin des Ordens, nun einen Überblick verschafft.
Aktualisiert: 29.11.2024
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Die Generaloberin der Steyler Missionsschwestern und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK), Sr. Miriam Altenhofen (Bild oben), berichtet in diesem Beitrag über den Vulkanausbruch in Ost Flores, Indonesien – und seine gravierenden Folgen.
Es ist der 3. November abends in Hokeng. Es donnert und blitzt und der Berg rumort. Die Schwestern sind daran gewöhnt, mit dem Vulkan Lewotobi Laki Laki zu leben und deuten diese Zeichen als die üblichen. Zudem gab es keinerlei Alarm. Deshalb gehen alle nach ihrer gemeinsamen Erholung zu Bett.
Kurz vor zwölf sprengt der innere Druck im Vulkan die Bergkuppel. Große Steinbrocken fliegen kilometerweit durch die Luft. Unser Haus ist 7 km vom Berg entfernt – und wird getroffen. Heftige Explosionen folgen und der Berg speit Feuersteine und Asche.
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Die meisten Schwestern sind im Tiefschlaf. Eine von ihnen schreckt auf und sieht, dass manche Gebäude [der Ordensniederlassung, Anm. d. Red.] schon in Flammen stehen. Lava-Feuersteine regnen herab und können u. U. wie Geschosse fliegen. Sobald sie etwas berühren, setzen sie alles in Brand. Auch unser Haus ist getroffen und Feuer beginnt um sich zu greifen. Die Schwester läuft von Tür zu Tür, um alle zu wecken. Eine Reihe der Schwestern ist noch im Tiefschlaf.
Im Gelände sind nicht nur die Schwestern, sondern auch Schülerinnen und Schüler, die in Wohnheimen wohnen, Postulantinnen und Probanistinnen (Schwestern, die sich auf die Ewige Profess vorbereiten) und Angestellte. Das Chaos beginnt. Man versucht, an manchen Stellen noch Feuer zu löschen, merkt dann aber sehr schnell, dass dies nicht erfolgreich ist. Panik bricht aus, denn der Feuersteinregen nimmt zu. Dies alles ist begleitet vom heftigen Grollen des Berges, wiederholten Explosionen und Erdbeben.
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So bleibt den Schwestern und übrigen Bewohnern des Terrains nichts anderes als die Flucht. Am Morgen, als alle an einem sicheren Ort versammelt sind, merken sie, dass die Oberin des Hauses, Sr. Nicolin, fehlt. Einige hatten gesehen, dass ihr Zimmer lichterloh brannte, konnten aber nichts tun, weil die Tür verschlossen war und sie sie nicht aufbrechen konnten. Weil die Situation zu gefährlich wurde, suchten auch sie dann, einen sichereren Ort zu erreichen mit der Hoffnung, dass Sr. Nicolin ihr Zimmer bereits verlassen hatte.
Nachher stellte sich heraus, dass das Dach über Sr. Nicolin’s Zimmer von einem großen Stein durchschlagen worden war, der dann das Zimmer sofort in Brand setzte. Wahrscheinlich war Sr. Nicolin auf der Stelle tot, denn der Stein traf das Bett und das Feuer verbreitete sich.
„Am Morgen, als alle an einem sicheren Ort versammelt sind, merken sie, dass die Oberin des Hauses, Sr. Nicolin, fehlt“
Alle waren wie unter Schock. Zum Glück hat sonst niemand ernste Verletzungen davongetragen. Alle, Angestellte, Schüler und Schülerinnen, Schwestern mitsamt den Postulantinnen und Probanistinnen, entkamen.
Mittlerweile waren auch Lastwagen und Busse angekommen, um alle Überlebenden zu evakuieren und nach Kewapante, einer nahegelegenen Kommunität, zu bringen.
Trauriges Ergebnis dieses Vulkanausbruchs: eine Tote, Sr. Nicolin, und enorme Schäden am Konvent, Exerzitienhaus, Schule, und Klinik. Manche Räume sind ganz ausgebrannt. In anderen sind nur die Fenster zersprungen.
Der Berg kommt nicht zur Ruhe
Der Vulkan Levotobi Laki Laki sendet auch danach immer wieder große schwarze Aschewolken in die Luft, die den gesamten Flugverkehr im weiteren Umkreis lahmlegen. Es rumort im Berg wie in einem großen Druckdampftopf. Dies ist begleitet von Explosionen – und Lava, die sich den Berg hinunterfrisst und alles in Brand setzt oder überrollt. Der Lavastrom geht in Richtung unseres Geländes. Von daher ist es zu gefährlich, sich dem Gelände zu nähern.
Es ist anzunehmen, dass dieser Ort in naher Zukunft nicht mehr bewohnt werden kann. Der größte Schmerz jedoch ist der Tod von Sr. Nicolin. Darüber hinaus haben die Schwestern ihr Kloster mit Exerzitienhaus, Schule und Studentinnen Wohnheim und Klinik verloren.
Aber sie sind nicht die einzigen. Auch Familien unserer Schwestern sind betroffen und mussten ihre Häuser und Gärten bzw. Plantagen verlassen. Sr. Kristina Lajar hat 6 Mitglieder ihrer Familie verloren, als das Haus kollabierte und alle unter sich begrub. Eine Novizin hat noch keine Nachricht von ihren Eltern. Sie weiß nicht, wo sie sind und ob sie noch leben.
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Die Regierung ordnete die Evakuierung aller Orte im Umkreis von 10 km an. Viele Menschen haben ihre Häuser, Felder, Kaffee- und Bananenplantagen verloren. Manche sind nur im Nachthemd geflohen, andere hatten noch Zeit, einen kleinen Koffer oder eine Tasche zu packen. Jetzt sind sie entweder in Familien in anderen Dörfern untergebracht oder in Zeltlagern.
JPIC Indonesien, eine Zusammenarbeit von SVD und SSpS [Steyler Missionare und Steyler Missionsschwestern, Anm. d. Red.], ist sehr gut organisiert und organisiert auch in dieser Situation sofort Transporte mit Hilfslieferungen in die Dörfer oder in die Zeltlager. Bei einem Besuch in diesen Zeltlagern wird klar, dass die Situation der alten Menschen besonders prekär ist. Manche von ihnen, sind aufgrund eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt und können sich selbst nicht mehr helfen. Der Staat und auch unsere Ordensgemeinschaft versuchen, mit Lebensmitteln, Matratzen, Hygienemitteln usw. zu helfen. Aber sie können den Verlust des eigenen Hauses, von Heimat, dadurch nicht aufwiegen. Die Frage dieser Menschen ist: Wie lange müssen wir in diesen überfüllten Zelten wohnen? Wo werden wir ein neues Zuhause finden? Die Regierung verspricht Umsiedelung in sicherere Gebiete. Aber niemand weiß, wann dies sein wird.
Sr. Mikaelin Bupu SSpS und ich hatten die Gelegenheit, unsere Schwestern vor Ort zu besuchen und für eine Woche mit ihnen zu sein in dieser schweren Situation. Wir hatten verschiedene Treffen, in denen die Schwestern erzählen konnten. Wir besuchten Dörfer und Zeltlager mit anderen Betroffenen. Hokeng selbst konnten wir nicht besuchen, denn die Situation dort ist immer noch sehr gefährlich.
Die Menschen in Flores Ost brauchen unsere Unterstützung. Das kann sein durch Gebet, durch Anteilnahme oder auch durch Spenden, mit denen notwendige Lebens- und Hilfsmittel gekauft werden können, um so die Not in dieser Situation etwas lindern können und in Zukunft eine neue Existenz aufbauen zu können.
Sr. Miriam Altenhofen SSpS, Kupang, 16. November 2024
Mehr Information
Auf der Internetseite der Steyler Missionsschwestern finden Sie weitere Informationen zum Thema.