Weltkirche-Bischof Bertram Meier und Landesbischof Tobias Bilz (Sachsen)
„Die Welt steht vor großen Aufgaben“

Große Kirchen werben für verlässliche Entwicklungspolitik

Bonn/Hannover  ‐ Zum Fortbestand eines Entwicklungsministeriums äußern sie sich nicht direkt. Doch die beiden großen Kirchen fordern von der neuen Bundesregierung eine verlässliche und starke Entwicklungspolitik. Sie helfe auch Deutschland.

Erstellt: 28.03.2025
Aktualisiert: 28.03.2025
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Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland werben für eine „verlässliche internationale Entwicklungszusammenarbeit“. Sie sehen Überlegungen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen, die Entwicklungspolitik drastisch zu beschneiden, mit großer Sorge. Entwicklungshilfe sei eine elementare Investition auch in die eigene Sicherheit und Zukunftsfähigkeit.

„Die Welt steht vor großen Aufgaben: Klimawandel, Hunger, Flucht und Krisen erfordern internationale Zusammenarbeit und Solidarität“, mahnten der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Tobias Bilz, und der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bertram Meier, am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung in Bonn und Hannover. „Gerade in dieser Zeit geopolitischer Verschiebungen geht es darum, dass wir verlässliche und stabile Beziehungen zu den Partnern im Globalen Süden erhalten.“

Mit der Zerschlagung der US-Hilfsorganisation USAID und der drastischen Kürzung der Mittel in Großbritannien und anderen Ländern sei die internationale Zusammenarbeit mit den ärmeren Ländern extrem gefährdet, betonen die beiden Kirchenvertreter. Sie warnten davor, dass humanitäre Ziele der Politik aufgegeben würden. Zugleich würde ein Verzicht auf Entwicklungspolitik internationale Sicherheitsrisiken verschärfen und Fluchtursachen vergrößern.

„Als Kirchen haben wir Tausende Partnerschaften im Globalen Süden, die durch kontinuierliche Kontakte und gemeinsame Projekte stabilisierend wirken. Das würde ebenfalls massiv auf dem Spiel stehen“, warnen Bilz und Meier. Sie erklären, dass die Unterstützung von selbsttragenden Ernährungssystemen auf dem afrikanischen Kontinent eine Investition in eine bessere, nachhaltige Welternährung sei. Eine Förderung von Verkehrssystemen auf erneuerbare Energie in Lateinamerika reduziere Treibhausgase und bremse den Klimawandel für die gesamte Menschheit. Durch Förderung von Demokratie und Friedensprozessen würden Gesellschaften stabilisiert und die Gefahr neuer Konflikte verringert.

Der Aufruf im Volltext

„Die Welt steht vor großen Aufgaben: Klimawandel, Hunger, Flucht und Krisen erfordern internationale Zusammenarbeit und Solidarität. Vor diesem Hintergrund erfüllen uns Überlegungen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen, die deutsche Entwicklungspolitik drastisch zu kürzen, mit großer Sorge. 

Gerade in dieser Zeit geopolitischer Verschiebungen geht es darum, dass wir verlässliche und stabile Beziehungen zu den Partnern im Globalen Süden erhalten. Mit der Zerschlagung von USAID und der drastischen Kürzung der Mittel in Großbritannien und anderen Ländern ist die internationale Zusammenarbeit mit den ärmeren Ländern extrem gefährdet. Das eine sind die humanitären Gesichtspunkte, die viele in unserem Land teilen, aber die leider im Diskurs der neuen Härten nicht mehr ausschlaggebend sind. Das andere sind das drohende massive Sicherheitsrisiko und eine unverantwortliche Steigerung von Fluchtursachen.

Auch deshalb braucht es stabile, vertrauensvolle Entwicklungszusammenarbeit. Als Kirchen haben wir Tausende Partnerschaften im Globalen Süden, die durch kontinuierliche Kontakte und gemeinsame Projekte stabilisierend wirken. Das würde ebenfalls massiv auf dem Spiel stehen. Wir wissen: die Unterstützung von selbsttragenden Ernährungssystemen auf dem afrikanischen Kontinent ist eine Investition in eine bessere, nachhaltige Welternährung; Hilfe bei der Umstellung von Verkehrssystemen auf erneuerbare Energie in Lateinamerika reduziert Treibhausgase und bremst den Klimawandel für die gesamte Menschheit; Unterstützung bei der friedlichen und demokratischen Überwindung von Gewaltkonflikten stabilisiert ganze Gesellschaften und verringert die Gefahr neuer Konflikte weit über die Grenzen eines betreffenden Landes hinaus. 

Entwicklungszusammenarbeit fördert also Demokratie und Menschenrechte, stärkt den Zusammenhalt der Menschen über Grenzen hinweg und ist damit zugleich eine elementare Investition in die eigene Sicherheit und Zukunftsfähigkeit.“

KNA

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