Misereor: Landwirtschaft muss vor allem Ernährung sichern
Aachen/Berlin ‐ Bio-Kraftstoff, Bio-Kunststoff, Bio-Arznei – fossile Rohstoffe sollen verstärkt durch nachwachsende aus der Landwirtschaft ersetzt werden. Doch Hilfsorganisationen fordern Grenzen für die Bioökonomie.
Aktualisiert: 16.01.2025
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Bei der Nutzung landwirtschaftlicher Ressourcen für wirtschaftliche Zwecke mahnt die kirchliche Hilfsorganisation Misereor zur Zurückhaltung. „Die Nutzung landwirtschaftlicher Erzeugung in anderen Bereichen bietet viele Optionen, aber sie darf nicht in Konkurrenz zur Ernährung stehen oder Landraub anfeuern, wie es bisher immer wieder der Fall ist“, sagte der Misereor-Landwirtschaftsreferent Lutz Depenbusch am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Während einer Demonstration unter dem Motto „Wir haben es satt“ am Samstag richte das Hilfswerk einen Appell an die Agrarministerinnen und Agrarminister aus rund 70 Ländern, die parallel zur am Freitag beginnenden Landwirtschaftsmesse Grüne Woche in Berlin beim Global Forum for Food and Agriculture tagen. Dabei stehe in diesem Jahr die Bioökonomie im Vordergrund. Gemeint ist damit die Transformation von einer auf fossilen Rohstoffen wie Gas und Erdöl basierten Wirtschaft zu nachwachsenden Ressourcen, beispielsweise durch die verstärkte Nutzung von Bio-Kraft- oder Kunststoffen.
Misereor verweist darauf, dass weltweit 733 Millionen Menschen an Hunger litten sowie 3,1 Milliarden Menschen sich keine ausgewogene Ernährung leisten könnten. Eine Berechnung des Hilfswerks und Göttinger Wissenschaftler zeige, dass sich diese Armutslücke in der Welternährung durch weniger als zwei Prozent des globalen Einkommens schließen ließe.
Probleme in der Landwirtschaft ließen sich allerdings deswegen nicht lösen, „weil einzelne sehr gut am derzeitigen System verdienen“, so Depenbusch. „Gerade mit dem Blick auf die Wahlen ist es wichtig, dass die Ernährung aller Menschen, gerechte Einkommen in der Landwirtschaft und ein schonender Umgang mit unseren Lebensgrundlagen im Mittelpunkt stehen und nicht die Gewinninteressen einzelner Lobbygruppen.“
KNA