Ermordung eines bekannten Umweltschützers erschüttert Honduras
Tegucigalpa ‐ Nach dem gewaltsamen Tod eines populären Umweltschützers in Honduras fordern Menschenrechtler und die Europäische Union eine Untersuchung. Auch die katholische Kirche übt scharfe Kritik.
Aktualisiert: 18.09.2024
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Die Mörder kamen nach dem Gottesdienst. Lokalen Medienberichten zufolge eröffneten Unbekannte am Samstag das Feuer auf den bekannten Umweltschützer Juan López, als er die Kirche San Isidro Labrador in Tocoa im Nordosten von Honduras verließ. López galt als einer der wichtigsten Umweltschützer an der Atlantikküste und engagierte sich gegen Wasserkraftwerke oder Bergbauprojekte in seiner Region. Zudem war er in der Lokalpolitik aktiv.
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Nach Bekanntwerden der Tat versammelten sich spontan die Menschen in Tocoa, um gegen die Gewalt zu demonstrieren und des Opfers zu gedenken. Honduras gehört zu den weltweit gefährlichsten Ländern für Umweltschützer überhaupt. Laut der Organisation Global Witness wurden im vergangenen Jahr insgesamt 18 Umweltschützer ermordet.
Wegen der Bluttat wächst nun die Kritik an der Regierung der linksgerichteten Präsidentin Xiomara Castro. „Das Attentat verdeutlicht die Unfähigkeit des Staates, Umweltaktivisten und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen“, kommentierte das Portal „Hondudiario“. Aus Kreisen von Menschenrechtsaktivisten, der Kirche und Umweltschutzorganisationen gab es schwere Vorwürfe gegen den Bürgermeister von Tocoa, Adán Funez. Er wird für den Mord verantwortlich gemacht. Die Ermittler haben sich bislang noch nicht zu den Hintergründen geäußert.
Gefährliches Land für Umweltschützer
„Das Schutzsystem hat fahrlässig versagt“, kritisierte Maribel Espinoza, Anwältin und Parlamentarierin, die Behörden: Die Sicherheitskräfte, deren Aufgabe es gewesen sei, López zu schützen, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Präsidentin Castro sprach von einer „abscheulichen Tat“ und versprach, dass alles unternommen werde, um das Verbrechen aufzuklären. Berichten zufolge wurde López in den vergangenen drei Jahren wiederholt mit dem Tode bedroht, die interamerikanische Menschenrecktskommission (CIDH) hatte den honduranischen Staat daraufhin verpflichtet, die Sicherheit des Aktivisten zu garantieren.
Der Mord löste sogar internationale Reaktionen aus: Die lateinamerikanische Bischofskonferenz bezeichnete den Tat als Versuch, „Stimmen von Aktivistinnen und Aktivisten zum Schweigen zu bringen, die wie er für das Gemeinwohl gegen wirtschaftliche und politische Interessen kämpfen, die auf Mord als Instrument zurückgreifen“. Die EU forderte die honduranischen Behörden auf, „unverzüglich eine gründliche Untersuchung durchzuführen, um alle Verantwortlichen für dieses feige Verbrechen vor Gericht zu bringen“. Es müssten rasche, wirksame und beispielhafte Maßnahmen ergriffen werden, um den Schutz von Menschenrechtlern und Umweltschützern zu gewährleisten.
Nicht der erste Fall
Besonders groß ist das Entsetzen bei kirchlichen Organisationen; López war eng in kirchliche Umweltnetzwerke eingebunden. So engagierte er sich aktiv für den Schutz der Natur in der Diözese Trujillo und bei REMAM, dem ökologischen Kirchennetzwerk Mesoamerica. Zudem koordinierte er die diözesane Sozialpastoral und betätigte sich als Katechet in seiner Kirchengemeinde.
Die Honduranische Bischofskonferenz verurteilte „diesen abscheulichen Mord auf das Schärfste“ und forderte die Behörden auf, „nicht nur von Gerechtigkeit zu sprechen, sondern auch gewissenhaft und aufrichtig an der Aufgabe zu arbeiten, allen Bürgern Schutz zu garantieren“, heißt es in einer Erklärung der Bischöfe.
Nach Informationen der lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) setzte sich López insbesondere für den Schutz des Flusses Guapinol sowie eines nahegelegenen Nationalparks ein
Der Fall erinnert an den Mordfall Berta Caceres. Die mit dem renommierten Goldman-Preis ausgezeichnete Caceres war im März 2016 in Honduras in ihrem Haus erschossen worden. Sie hatte sich gegen ein umstrittenes Staudammprojekt engagiert.