Chefdiplomat des Papstes in der Ukraine
Vatikan will Wege zum Frieden öffnen

Chefdiplomat des Papstes in der Ukraine

Seit Freitag hält sich Kardinalstaatssekretär Parolin in der Ukraine auf. Dort will er den Menschen im Namen des Papstes die Nähe des Kirchenoberhaupts vermitteln; und möglichst Wege für ein Ende des Krieges finden.

Erstellt: 23.07.2024
Aktualisiert: 23.07.2024
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Der Chefdiplomat des Papstes, Kardinal Pietro Parolin, hat seine fünftägige Reise in die Ukraine am Montag fortgesetzt. Dabei standen laut dem vom Vatikanischen Staatssekretariat veröffentlichten Programm auch Begegnungen mit den „zivilen Behörden“ an.

Er hoffe, durch seine Anwesenheit einen Beitrag dazu leisten zu können, „Wege des Friedens zu öffnen, Wege einer Lösung für diesen Krieg“, sagte Parolin laut Vatikan-Medien (Montag). Er sei vor dem Hintergrund des Krieges auch im Land, um gemeinsam zu beten und Gott, dessen Möglichkeiten unbegrenzt seien, um Frieden anzurufen, erklärte er am Sonntag nach einem Besuch beim Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, in Kyjiv. Zuvor hatte er in seiner Predigt im Wallfahrtsort Berdytschiw die Bombardierungen in der Ukraine als „herzzerreißend“ beklagt.

Ministerpräsident Denys Schmyhal würdigte bei der Begegnung in Kyjiv, dass der Vatikan dem Land humanitäre Hilfe leiste. Kyjiv schätze sehr „die aktive Beteiligung des Heiligen Stuhls am Prozess der Rückführung deportierter ukrainischer Kinder und Kriegsgefangener“, sagte Schmyhal nach Regierungsangaben dem Kardinalstaatssekretär.

Botschaft der Nähe

Weitere Themen des Treffens waren demnach die Schaffung eines gerechten Friedens für die Ukraine und die Ernährungssicherheit. Schmyhal bedankte sich für Parolins Teilnahme an der Friedenskonferenz für die Ukraine im Juni in der Schweiz und die Hilfe bei der Behandlung ukrainischer Kinder, die Opfer des russischen Angriffs geworden sind. In diesem Zusammenhang habe der Regierungschef die Hoffnung geäußert, dass der Heilige Stuhl bei der Wiederherstellung der medizinischen Infrastruktur in der Ukraine mitwirke, hieß es.

Die Botschaft des Papstes, die er überbringe, sei eine Botschaft der „Nähe“, so Parolin. „Der Papst hat diese in den letzten Jahren auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht.“ So habe Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom erneut um Frieden für die „gemarterte Ukraine“ gebetet. Seine eigene Anwesenheit im Land solle dieser Nähe „etwas Lebendiges“ hinzufügen, indem er den Schmerz der Ukrainer teile, aber auch möglichst einen Beitrag in Richtung Frieden leiste. Dies solle auch durch das Treffen mit den „zivilen Behörden“ erfolgen, das für diesen Montag angesetzt war.

Der Kardinalstaatssekretär hält sich seit Freitag und noch bis Mittwoch in dem osteuropäischen Land auf. Auf dem Programm stehen Begegnungen mit Vertretern von Kirche, Zivilgesellschaft und Behörden in Lwiw (Lemberg), Berdytschiw, Odessa und Kyjiv. Offizieller Anlass war die große Abschlussmesse im Marienwallfahrtsort Berdytschiw, zu der Franziskus seinen Chefdiplomaten als Papstgesandten geschickt hatte.

Gottesdienst an ukrainischem Marienwallfahrtsort

Bereits am Wochenende hatte Parolin einen Ort aufgesucht, der für katholische Christen in der Ukraine von großer Bedeutung ist. Im Marienwallfahrtsort Berdytschiw bekundete er seine Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land. „Es bricht einem das Herz, wenn man bedenkt, dass während wir hier sind, in einem anderen Teil des Landes die Gefechte weitergehen und die Bombardierungen nicht aufhören“, so Parolin am Sonntag in seiner Predigt. Die gesamte Ukraine erlebe derzeit „die dunkle Stunde von Golgota“. Die Predigt des Kardinalstaatssekretärs wurde von Weihbischof Edward Kawa (Lwiw) auf Ukrainisch verlesen.

Papst Franziskus hatte Parolin, die „Nummer zwei“ in der Hierarchie des Vatikans, beauftragt, die Wallfahrtsmesse im westukrainischen Berdytschiw zu feiern. Das Kirchenoberhaupt habe ihn entsandt, um den Menschen in der Ukraine zu versichern, dass er das Land in seinem Herzen trage und ihren Schmerz teile, so der Kurienkardinal. Er solle die „fürsorgliche elterliche Umarmung“ und den Segen des Papstes übermitteln.

Parolin wandte sich an Gott mit der Bitte, dass die Friedensstifter bestärkt werden und jene, die Frieden behindern, „von dem Hass geheilt werden, der sie quält“. Zudem betete er, dass jene, „die ihr Vaterland verteidigen, vor den Angriffen des Bösen bewahrt werden, dass Kriegsgefangene in die Arme ihrer Lieben zurückkehren und dass die Toten in das Himmelreich aufgenommen werden“.

KNA

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