Schuldenerlass: Münzen sind aufeinandergehäuft.
Wird das Jubeljahr 2025 auch ein Erlassjahr?

Franziskus: Armen Ländern die Schulden erlassen

Vatikanstadt ‐ Raubbau an der Natur geht meist auf das Konto der Industrienationen. Doch nicht sie, sondern die Länder des Südens sind verschuldet. Eine Ungerechtigkeit, auf die der Papst unermüdlich hinweist.

Erstellt: 06.06.2024
Aktualisiert: 05.06.2024
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Papst Franziskus hat Maßnahmen gegen die Verschuldung armer Länder angemahnt. „Nach einer schlecht gesteuerten Globalisierung, nach der Pandemie und den Kriegen stehen wir vor einer Schuldenkrise, die vor allem die Länder im Süden der Welt betrifft, Elend und Angst hervorruft und Millionen von Menschen der Möglichkeit einer menschenwürdigen Zukunft beraubt“, sagte er am Mittwoch im Vatikan vor Teilnehmern der Konferenz „Schuldenkrise im Globalen Süden“ der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.

Um den Kreislauf von Finanzierung und Neuverschuldung zu durchbrechen, sei die Schaffung eines multinationalen Mechanismus nötig, der in Solidarität und Harmonie der Völker „die globale Bedeutung des Problems und seine wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Auswirkungen berücksichtigt“, erklärte Franziskus. Das Fehlen eines solchen Mechanismus begünstige das Prinzip „Jeder für sich“, bei dem die Schwächsten immer die Verlierer seien.

Bild: © KNA

Das letzte große Erlassjahr wurde im Heiligen Jahr 2000 begangen.

„In Einklang mit den Lehren meiner Vorgänger möchte ich noch einmal betonen, dass es die Grundsätze von Gerechtigkeit und Solidarität sind, die zu einer Lösung führen werden“, so der Papst. „Deshalb denken wir über eine neue internationale Finanzarchitektur nach, die mutig und kreativ ist.“

Weiter erinnerte Franziskus an die Worte von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im Heiligen Jahr 2000, wonach die Frage der Auslandsverschuldung nicht nur wirtschaftlicher Natur ist, sondern „grundlegende ethische Prinzipien berührt und im Völkerrecht Platz finden muss“. Jubiläumsjahre böten gute Gelegenheit, um Schulden zu erlassen oder zumindest zu reduzieren, zitierte Franziskus seinen Vor-Vorgänger.

Aufruf zum Erlassjahr 2025

During the Jubilee of the Year 2000, Saint John Paul II said that the issue of foreign debt “is not only economic but involves fundamental ethical principles and should have a place in international law”. He also recognized that “the Jubilee can be an appropriate occasion for gestures of good will [...], to reducing substantially, if not cancelling outright, the international debt [...] for the common good” (General Audience, 3 November 1999). The Jubilee Year was a tradition among the Jewish people, a year in which debts were forgiven. I would like to echo this prophetic appeal, which is more urgent now than ever, bearing in mind that ecological debt and external debt are two sides of the same coin that mortgages the future. Therefore, dear friends, the forthcoming Holy Year of 2025 calls us to open our minds and hearts to be able to untie the knots of those bonds that strangle the present, without forgetting that we are only custodians and stewards, not masters.

Er wolle diesen prophetischen Aufruf wiederholen, der heute dringender denn je sei, betonte Franziskus mit Blick auf das kommende Heilige Jahr 2025. „Ökologische Schulden“ und Auslandsschulden seien dabei zwei Seiten derselben Medaille, die die Zukunft belasten.

Niemand könne mit gutem Gewissen in dem Bewusstsein leben, dass viele Menschen hungern und in sozialer Ausgrenzung leben. Dies zu verdrängen, sei eine „soziale Sünde“, so der Papst.

KNA

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