Kinderschutz-Experte: Sexuelle Gewalt gegen Kinder für viele weiter ein unaussprechliches Thema
Im Bereich Aufarbeitung hat die Kirche noch viel nachzuholen, sagt Jesuitenpater Prof. Dr. Hans Zollner. Der Jesuit leitet ein Forschungs- und Studieninstitut zum Thema.
Aktualisiert: 30.05.2024
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Bei einem Besuch im in Aachen hat der Kinderschutz-Experte Prof. Dr. Hans Zollner die Bedeutung sicherer Räume und sicherer Beziehungen betont. „Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist für viele ein unaussprechliches Thema, weil es so unvorstellbar ist, dass Menschen den besonders Schutzbedürftigen, den besonders Verletzlichen Gewalt antun und damit unter Umständen ein Leben für immer zerstören“, sagte der Jesuitenpater Prof. Dr. Hans Zollner bei einem Besuch im Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘.
Der Kinderschutz-Experte aus Rom referierte in Aachen über systemische Aspekte von Missbrauch und Aufarbeitung in der katholischen Kirche weltweit. Im Bereich Aufarbeitung habe die Kirche noch viel nachzuholen und müsse konsequenter sein, so Zollner. Man müsse den Betroffenen sexualisierter Gewalt zuhören und daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen. Das heiße auch, dort anzusetzen, wo es um systemische Veränderungen gehe.
Trotz aller Missstände zeigt sich Zollner zuversichtlich: „Es gibt mehr und mehr Menschen, die sich bewusst sind, was Missbrauch auslöst und welche Konsequenzen es für die Betroffenen hat. Menschen, die bereit sind, darüber zu sprechen und in die Öffentlichkeit gehen. Menschen, die sich ausbilden lassen und in kirchlichen und staatlichen Institutionen eingesetzt werden, um alles zu tun, damit Betroffene Gerechtigkeit erfahren und Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene sicher aufwachsen können.“
Kooperation mit den Sternsingern
Das Sternsinger-Hilfswerk arbeitet seit 2013 mit Pater Zollner zusammen. So gibt es nach Angaben der Organisation eine enge Kooperation mit dem Institut für Anthropologie – Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen (IADC) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, das Pater Zollner leitet und das 2021 aus dem bisherigen Kinderschutzzentrum CCP hervorgegangen ist. Das IADC bietet dort interdisziplinäre und interkulturelle Studienprogramme zum Kinderschutz an, die vom Kindermissionswerk gefördert werden.
Dazu zählt auch ein E-Learning-Programm für kirchliche und nichtkirchliche Einrichtungen zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch. Die Studierenden lernen, wie sie in ihren Heimatländern zu einem sicheren Umfeld für Kinder beitragen können. Das Kindermissionswerk unterstützt das Programm, um den Kinderschutz weltweit voranzutreiben. Mittlerweile wurden rund 11.000 Menschen online geschult, zusätzlich haben rund 300 Absolventinnen und Absolventen ihr Studium in Rom im Bereich Safeguarding erfolgreich abgeschlossen. Der Begriff Safeguarding umfasst den Schutz von Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen vor sexualisierter Gewalt und Ausbeutung.
„Wichtig ist, dass das Bewusstsein, die Sprachfähigkeit und das Engagement für Safeguarding wachsen. Das können wir mit Unterstützung der Hilfswerke, Diözesen, Ordensgemeinschaften und mit Hilfe unserer weltweiten Verbindungen tun“, so Zollner. Der Kinderschutz-Experte betont: „Wir müssen die Menschen schulen und sie sprachfähig machen, damit sie das ansprechen können, was ihnen auffällt. Und damit sie alles dafür tun, damit Missbrauch unterbunden wird und sichere Räume und sichere Beziehungen geschaffen werden.“
KMW /dr