Jubiläum 2025: Pilger der Hoffnung
„Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“

Papst ruft Heiliges Jahr aus

Vatikanstadt ‐ Unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ beginnt an Weihnachten das Heilige Jahr 2025. Ein konkretes Zeichen der Hoffnung will der Papst schon zum Start selbst setzen – an einem außergewöhnlichen Ort.

Erstellt: 13.05.2024
Aktualisiert: 13.05.2024
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Papst Franziskus hat am Donnerstag das Heilige Jahr 2025 offiziell ausgerufen. Bei einer Zeremonie im Vatikan überreichte er die Verkündigungsbulle „Spes non confundit“ („Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“) an mehrere Kirchenvertreter. In dem Dokument fordert er greifbare „Zeichen der Hoffnung“. Der Papst selbst will dafür eine sogenannte Heilige Pforte in einem Gefängnis eröffnen. Häftlinge erlebten jeden Tag die Härte der Haft, eine emotionale Leere und oft einen Mangel an Respekt, schreibt Franziskus. Regierungen ruft er zu Straferlassen im Heiligen Jahr auf.

Das Heilige Jahr ist ein weltweites Pilgerereignis der katholischen Kirche mit Rom als Zentrum. Es wird regulär alle 25 Jahre gefeiert. Die Organisatoren erwarten rund 30 Millionen Besucherinnen und Besucher innerhalb von zwölf Monaten. Wer im Jubiläumsjahr nach Rom pilgert und dort die sogenannte Heilige Pforte durchschreitet, kann einen Ablass erhalten, also den Nachlass von Sündenstrafen im Jenseits.

Schuldenerlass für arme Länder gefordert

Als weitere „Zeichen der Hoffnung“ fordert der Papst in seiner Bulle Frieden in der Welt sowie mehr Einsatz für Jugendliche, Senioren, Kranke, Arme und Migranten. Zudem müsse die Kirche zusammen mit Politik und Gesellschaft dem Geburtenrückgang etwas entgegensetzen.

Das Dokument enthält auch „Appelle der Hoffnung“. So sollen reichere Länder wirtschaftsschwächeren Ländern die Schulden erlassen. Dies sei keine Frage der Großmut, sondern der Gerechtigkeit, schreibt Franziskus. Zwischen dem Globalen Norden und Süden gebe es eine wirkliche „ökologische Schuld“: Einige Länder hätten im Lauf der Geschichte natürliche Ressourcen unproportional verbraucht; zudem habe das Ungleichgewicht im Handel Folgen für die Umwelt gehabt. „Wenn wir wirklich den Weg für den Frieden in der Welt ebnen wollen, sollten wir uns dafür einsetzen, die Grundursachen der Ungerechtigkeit zu beseitigen, ungerechte und nicht zurückzahlbare Schulden erlassen und die Hungernden sättigen“, so der Papst.

Mit der Zeremonie am Donnerstagabend ist das Heilige Jahr 2025 offiziell verkündet. Vor der noch verschlossenen Heiligen Pforte am Petersdom überreichte Franziskus die Bulle den Verantwortlichen der vier Papstbasiliken in Rom, dem vatikanischen Heilig-Jahr-Beauftragten Erzbischof Rino Fisichella sowie weiteren Bischöfen und Kardinälen als Vertretern der Bischöfe in den verschiedenen Erdteilen sowie der katholischen Ostkirchen.

Aufruf zur Hoffnung

Eine Kopie erhielt der Apostolische Protonotar Leonardo Sapienza, der einige Stellen daraus verlas. Die Bulle wird auch in den vier Papstbasiliken verkündet. Nach der Zeremonie feierte Franziskus einen Wortgottesdienst im Petersdom zum Fest Christi Himmelfahrt.

In seiner Predigt rief er dazu auf, in Vorbereitung auf das Heilige Jahr zu „Sängern der Hoffnung“ zu werden – mit Gesten, Worten und alltäglichen Entscheidungen. Die Menschen bräuchten Hoffnung, sagte der Papst: „Ihrer bedarf die Gesellschaft, in der wir leben, und die oft in der bloßen Gegenwart versunken und unfähig ist, in die Zukunft zu blicken; (...) ihrer bedarf die Schöpfung, die durch menschlichen Egoismus schwer verwundet und verunstaltet ist; ihrer bedürfen die Völker und Nationen, die voller Sorgen und Ängste in die Zukunft blicken, währen die Ungerechtigkeiten arrogant fortgesetzt werden (...).“ Auch die Kirche benötige Hoffnung.

Laut Bulle beginnt das Heilige Jahr am 24. Dezember 2024. Dann wird Franziskus die Heilige Pforte am Petersdom öffnen. Geschlossen wird sie wieder am 6. Januar 2026. Weltweit sollen Bischöfe am 29. Dezember 2024 einen Eröffnungsgottesdienst feiern und Bistümer spezielle Pilgerwege einrichten. Auch in den Diözesen können Gläubige den Ablass nach bestimmten Vorschriften erhalten. In den Ortskirchen endet das Heilige Jahr bereits am 28. Dezember 2025.

Deutsche Bischöfe: Heiliges Jahr als Antwort auf aktuelle Fragen

Die deutschen katholischen Bischöfe begrüßen das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr 2025. Der Papst mache mit dem Motto „Pilger der Hoffnung“ deutlich, „wie dringend notwendig die Hoffnung in einer Welt von Gewalt, Hass und Kriegen ist“, erklärte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Heilige Jahr, Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), am Donnerstag in Bonn.

„Einfühlsam und mit pastoraler Nähe“ beschreibe Franziskus den Zustand vieler Menschen, die von Pessimismus und Angst geprägt seien. Pilgern bedeute für ihn, sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens zu machen, so Lohmann: „Ich empfinde es als schönes Zeichen, wie er dazu ermutigt, die traditionellen Pilgerwege in Rom zu gehen, aber auch neue Routen der Hoffnung zu finden. Dabei lädt er ausdrücklich die Geschwister in der Ökumene ein, diesen Weg mitzugehen.“

Die Kirche in Deutschland wolle an diesem Zeichen mitwirken, fügte der Bischof hinzu und zitierte den Papst aus dessen Erklärung zum Heiligen Jahr mit den Worten: „Wir müssen auf das viele Gute in der Welt achten, um nicht in die Versuchung zu geraten, das Böse und die Gewalt für übermächtig zu halten.“

Auch Buße und Vergebung seien wichtige Elemente des Heiligen Jahres, ergänzte Lohmann: „Nutzen wir diese Einladung und Erinnerung des Papstes, uns als Kirche in Deutschland auf einen Weg der Vergebung zu machen.“

Der Papst benenne die vielfältigen Probleme in der Welt und mache deutlich, „dass wir diese nur gemeinsam angehen und lösen können. Als einigende Kraft stelle er die Hoffnung in den Mittelpunkt.“ Das sei umso wichtiger, „je mehr Sorgen uns plagen in unserem eigenen Land“. Ganz besonders nennen wolle er, so der Bischof weiter, „den Extremismus in jeder Form, gegen den wir uns unbedingt stellen müssen, wie auch die Fragen der Auf- und Annahme von Flüchtlingen in schwieriger Zeit.“

KNA

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