Bonifatiuswerk startet Diaspora-Aktion
Berlin ‐ Die gelben Kleinbusse sind das bekannteste Markenzeichen des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken. Doch Christen in Minderheitenlage hilft es auch auf andere Weise. In Berlin startete das Werk seine neue Spendenaktion.
Aktualisiert: 06.11.2023
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„Boni-Busse“ für die Seelsorge und der Bau von Kirchen und Klöstern: Unter anderem dafür hat das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken am Sonntag in Berlin seine diesjährige Spendenaktion zugunsten von christlichen Minderheiten in Europa eröffnet.
Mit der bundesweiten Kollekte am 19. November fördert das Hilfswerk kirchliche Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen in Nord- und Ostdeutschland, in Skandinavien und im Baltikum. Im vergangenen Jahr waren es 894 Projekte mit insgesamt 11,8 Millionen Euro. Benannt ist das Hilfswerk nach dem als Apostel der Deutschen geltenden heiligen Bonifatius (um 672-754).
Beim Auftaktgottesdienst in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale würdigte der Berliner Erzbischof Heiner Koch die seit der Gründung vor 174 Jahren geleistete Hilfe des Bonifatiuswerks. Es stärke die Empfänger „in ihrem Glauben und Leben“, sagte Koch mit Blick auf das diesjährige Motto: „Entdecke, wer Dich stärkt“.
Der Generalsekretär des Hilfswerks, Georg Austen, dankte den Spenderinnen und Spendern, die einen Großteil der Mittel aufbringen. Er kündigte an, dass das Bonifatiuswerk verstärkt Kontakte mit Menschen fördern wolle, die aus der Kirche ausgetreten sind.
Diaspora auch Raum religiöser Aufbrüche
An dem Gottesdienst in der Kathedrale, die derzeit umgebaut wird, nahmen auch die Bischöfe David Tencer aus Reykjavik und Viktors Stulpins aus Liepaja teil. In Island liegt der Katholikenanteil bei rund vier Prozent, in Lettland bei 17,5 Prozent.
Bei einem Empfang räumte Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller ein, die Kirche beschäftige sich „manchmal zuviel mit sich selbst“. Außer Krisen gebe es aber zugleich viele religiöse Aufbrüche – auch dort, wo Christinnen und Christen in der Minderheit seien. Sie gäben wichtige Impulse, „weil Glauben vorgelebt werden muss“. Müller dankte Künstlern wie Udo Lindenberg und Mitgliedern der Kelly-Family für ihre Unterstützung des Bonifatiuswerks.
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hob ebenfalls die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern hervor. Mit ihnen setze sich das Bonifatiuswerk für „Frieden, Freiheit und Bewahrung der Schöpfung“ ein, so der ehemalige Musikmanager. Überdies leiste das Werk mit seinen Projekten in Berlin einen „wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagte Chialo. Es fördert etwa einen Mittagstisch für Bedürftige in der Kreuzberger Kirchengemeinde Sankt Christophorus.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, nannte die 600 „Boni-Busse“ ein tolles Vorzeige-Projekt. Kirchengemeinden nutzen die Kleinbusse, um weit entfernt wohnende Mitglieder zu Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen zusammenzubringen. Die ehemalige CDU-Politikerin, die dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angehört, ermutigte das Bonifatiuswerk, seine Fahrzeuge auf Elektromobilität umzustellen.