Kirche: Philippinischer Staat lässt Umweltschützer entführen
Manila ‐ Umweltschützer auf den Philippinen leben gefährlich. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Verhaftungen oder Morden. Die Täter bleiben oft straflos.
Aktualisiert: 28.09.2023
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Die Kirche auf den mehrheitlich katholischen Philippinen beklagt gezielte Gewalt des Staates gegen Umweltschützer. Systematische Entführungen von Aktivisten im ganzen Land deuteten darauf hin, „dass staatliche Kräfte die Schuldigen sind“, zitiert der asiatische Pressedienst Ucanews (Dienstag) Bischof Gerardo Alminaza von San Carlos. Täter aus Militär, Polizei und Beamte staatlicher Institutionen, die an Entführungen beteiligt seien, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Konkret benannte Alminaza das Verteidigungsministerium sowie die „Nationale Task Force zur Beendigung des bewaffneten lokalen kommunistischen Konflikts“.
Zuletzt waren Anfang September die beiden Umweltaktivistinnen Jonila Castro (21) und Jhed Tamano (22) von Sicherheitskräften verschleppt worden. Nach ihrer Freilassung am 19. September traten sie bei einer von den Behörden veranstalteten Pressekonferenz auf; sie sagten jedoch, sie seien zu einer schriftlichen Erklärung gezwungen worden, dass sie sich freiwillig gestellt hätten. Ein Sprecher des „Nationalen Sicherheitsrates der Philippinen“ wies Berichte zurück, wonach die beiden Frauen Umweltaktivistinnen seien. Es handele sich um „Linke“.
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Diese Task Force gegen Kommunisten beschuldigt seit langem weltliche und kirchliche Regierungskritiker ohne Beweise als kommunistische Sympathisanten. Die von Präsident Rodrigo Duterte begonnene und unter seinem Nachfolger Ferdinand Marcos Jr. fortgesetzte Praxis des „Red Tagging“ kann zu Verhaftung, Inhaftierung oder gar Ermordung der Betreffenden führen.
Menschenrechtler werfen den Philippinen seit Jahren vor, dass Täter von Entführungen, willkürlichen Verhaftungen und Tötungen von Aktivisten straflos blieben. Die in London ansässige Umweltgruppe Global Witness stufte die Philippinen mit 270 getöteten Aktivisten zwischen 2012 und 2021 als den schlimmsten Ort in Asien für Landrechts- und Umweltaktivisten ein. Mehr als 40 Prozent der ermordeten Aktivisten seien Angehörige der indigenen Völker des Landes gewesen.
KNA