Haitis Bischöfe kritisieren internationales Zögern in Krise
Sicherheitsprobleme im Karibikstaat

Haitis Bischöfe kritisieren internationales Zögern in Krise

Port-au-Prince  ‐ Die katholischen Bischöfe Haitis kritisieren Untätigkeit der Behörden und ein Zögern der internationalen Gemeinschaft angesichts der schweren humanitären Krise im Land.

Erstellt: 20.09.2023
Aktualisiert: 20.09.2023
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Die Bischofskonferenz bringe Schmerz und Bitterkeit angesichts des Leidens des haitianischen Volkes zum Ausdruck, heißt es in der Erklärung, aus der lokale Medien (Montag Ortszeit) zitierten. Haiti befinde sich in einer seiner schwersten Krisen und stehe unter der Herrschaft bewaffneter Banden, die Angst und Schrecken verbreiteten und Hunderte Familien in Trauer versetzten.

„Seit vier Jahren erlebt unser Land eine der längsten und tödlichsten sozialen und sicherheitspolitischen Krisen seiner Geschichte. Das ganze Volk, das ganze Land, ist zutiefst betroffen. Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren“, so die Bischöfe. Die Bevölkerung sei „gnadenloser Gewalt der Banden und ihrer Verbündeten“ ausgeliefert.

Die großen Schatten der Gewalt, die sich in Haiti im Dienste kleinlicher Machtinteressen, der Gier und der Spaltung ausbreiteten, würden auch von Angriffen auf Kirchen und Gotteshäuser begleitet, die so nicht mehr funktionieren könnten, heißt es weiter. Seit mehr als drei Jahren habe kein Aufschrei, keine moralische Kraft die Banden aufhalten können. Doch diese Kette müsse durchbrochen werden, um zu verhindern, dass die Menschen noch mehr entmutigt würden.

Nie dagewesene Nahrungsmittelknappheit

Insbesondere in der Hauptstadt Port-au-Prince toben schwere Kämpfe zwischen den rivalisierenden Banden, die bereits Hunderte Tote forderten und die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Die UN gehen davon aus, dass 60 Prozent des Stadtgebietes von bewaffneten Banden kontrolliert werden.

Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet, Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis innenpolitische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten. Vor wenigen Tagen schloss das Nachbarland Dominikanische Republik als Folge eines diplomatischen Streits sowie wegen anhaltender Migration aus Haiti die Grenze.

Neben der schweren innenpolitischen Krise leidet Haiti auch unter einer humanitären Krise, die immer größere Ausmaße erreicht. Das Land leidet laut UN-Angaben unter einer noch nie da gewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. In den vergangenen Jahren wurde es zudem von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert. Zuletzt kam noch eine Cholera-Welle mit Hunderten Toten hinzu.

KNA

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