Bergkarabach
Humanitäre Lage spitzt sich zu

Caritas fordert freien Zugang zu hilfsbedürftigen Menschen in Bergkarabach

Freiburg/Jerewan ‐ Seit mehr als acht Monaten blockiert Aserbaidschan die Verbindungsstraße zwischen Bergkarabach und Armenien. Für die dort lebenden Menschen eine Katastrophe.

Erstellt: 06.09.2023
Aktualisiert: 06.09.2023
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Ende 2020 griff Aserbaidschan die armenisch geprägte Region Bergkarabach an und trieb Tausende in die Flucht. Seit rund acht Monaten blockiert nun Aserbaidschan die einzige Zufahrtsstraße nach Bergkarabach. Die Region gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber von Armeniern bewohnt und ist daher umstritten. Immer wieder kommt es daher zu Kämpfen, zuletzt im Dezember 2022.

Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, fordert nun erneut ein Ende der Blockade der Region Bergkarabach durch das Nachbarland. Die Versorgungslage sei äußerst angespannt und verschlechtere sich täglich, sagt Martin Thalhammer, Armenien-Referent von Caritas international. „Unser Partner, die Caritas Armenien, berichtet uns von Menschen, die vor Bäckereien schlafen, um am nächsten Tag vielleicht etwas Brot zu bekommen.“ Es fehlt an Nahrungsmitteln sowie an Elektrizität, Hilfslieferungen werden blockiert. „Hier wird ganz offensichtlich Hunger als Waffe eingesetzt, ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht“, so Thalhammer. 

Nach Einschätzungen der Hilfsorganisation sind mindestens 96.000 Armenier in Bergkarabach von Hunger bedroht. Der ehemalige Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof Luis Moreno Ocampo spricht sogar von einem Genozid gegen die 120.000 Armenier in der Enklave. Da selbst humanitäre Hilfsorganisationen keinen Zugang mehr zur Region haben, kann selbst Caritas international nur jenen Flüchtlingen aus Bergkarabach helfen, die seit den Kämpfen 2020 und 2022 in den Südosten Armeniens fliehen konnten.

Seit über acht Monaten blockiert Aserbaidschan die einzige Verbindungsstraße zwischen Bergkarabach und Armenien. Es fehlt an Essen, Medikamenten und Treibstoff. Berichten zufolge ist bereits eine Person aufgrund von Mangelernährung gestorben. Eine Flucht ist häufig unwägbares Unterfangen, da die Armenier häufig an einer Ausreise gehindert werden. Caritas Armenien berichtet von Menschen, die wegen chronischer Gesundheitsprobleme ausreisen wollten und an der Grenze entführt worden seien. Was mit ihnen geschehen sei, bleibe unklar. 

weltkirche.de/ci

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