Nach erneuter Eskalation

Berichte über Feuerpause in Bergkarabach

Brüssel/Vatikanstadt ‐ Folgt auf die Eskalation ein Waffenstillstand? Medienberichten zufolge ist es Russland gelungen, eine Feuerpause zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Auch Papst Franziskus rief die Beteiligten zum Frieden auf.

Erstellt: 20.09.2023
Aktualisiert: 20.09.2023
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Unter zunehmendem internationalen Druck ist in der Konfliktregion Bergkarabach offenbar eine Feuerpause vereinbart worden. Nach Angaben der armenischen Nachrichtenagentur Armenpress verständigten sich Vertreter Aserbaidschans und der international nicht anerkannten Republik Bergkarabach (Arzach) auf eine entsprechende Übereinkunft. Die staatliche aserbaidschanische Nachrichtenagentur Azertac bestätigte den Bericht. Russland habe als maßgeblicher Vermittler gewirkt, hieß es.

Das autoritär geführte Aserbaidschan hatte am Dienstag eine große Militäroperation zur Eroberung Bergkarabachs begonnen. Die umstrittene Region liegt auf dem Staatsgebiet des mehrheitlich muslimischen Landes, wird aber größtenteils von christlichen Armeniern bewohnt. Seit den 1990er Jahren kommt es dort immer wieder zu Kämpfen.

Regierungsvertreter aus aller Welt hatten nach der erneuten militärischen Eskalation ein Ende der Kampfhandlungen gefordert. Auch Papst Franziskus meldete sich am Mittwoch zu Wort und rief zu einer friedlichen Lösung auf. Die beteiligten Parteien und die internationale Gemeinschaft müssten zum Wohle der Menschen und aus Respekt vor menschlichem Leben die Waffen niederlegen, sagte er bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.

UN-Kommissar mahnt Abkommen auf Grundlage der Menschenrechte an

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk äußerte sich besorgt vor allem über die Folgen der Waffengewalt für die Zivilbevölkerung. Es sei „absolut entscheidend“, dass Aserbaidschan und Armenien zum Friedensprozess zurückkehrten und ein Abkommen auf Grundlage der Menschenrechte erarbeiteten, erklärte Türk am Dienstagabend in Genf.

Der Europarat verurteilte das Vorgehen Aserbaidschans aufs Schärfste. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Tiny Kox, sprach am Dienstagabend in Straßburg von einer „aggressiven Militäroperation“. Sowohl Aserbaidschan wie Armenien sind Mitglied des Europarats.

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland rief unterdessen die Bundesregierung und die EU zum Handeln auf, etwa durch Sanktionen gegen Aserbaidschan. Die Regierung in Baku betreibe unter dem Vorwand der territorialen Integrität „ethnische Säuberungen“. Deutschland müsse „alles unternehmen, um erneute Gräuel an den Armeniern zu verhindern“, erklärte der Zentralratsvorsitzende Jonathan Spangenberg am Mittwoch in Frankfurt. Dass Deutschland in Aserbaidschan einen neuen Gaslieferanten gefunden habe, dürfe nicht dazu führen, schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitzufinanzieren, so der Verband.

Christliche Kirchen in Deutscchland verurteilen Gewalt gegen Bevölkerung in Berg-Karabach

Mit Bestürzung haben die christlichen Kirchen in Deutschland auf die neuerliche Eskalation der Gewalt in der Region Berg-Karabach (Arzach) reagiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, kritisierten gemeinsam das massive militärische Vorgehen der Regierung Aserbaidschans, welches die Existenz der mehrheitlich armenischen Bevölkerung der autonomen Region gefährde. Bereits die über neun Monate andauernde Blockade der einzigen Zufahrtsstraße von Armenien nach Berg-Karabach habe zu einer dramatischen humanitären Situation geführt, so die Kirchenvertreter.

Die Erfahrung aus der langjährigen Entwicklung des Berg-Karabach-Konflikts zeige, dass Menschenrechtsverletzungen wie völkerrechtswidrige Verschleppungen und Misshandlung von Kriegsgefangenen drohten. Daher fordere man die politischen Verantwortungsträger auf, sich für eine möglichst vollständige Dokumentation der Ereignisse in Berg-Karabach einzusetzen. Den Verantwortlichen in Aserbaidschan müsse deutlich werden, dass die Weltgemeinschaft genau hinschaue und auf Völkerrechtsverletzungen reagieren werde.

Da Aserbaidschan Frauen und Kinder in Berg-Karabach aufgerufen hat, über einen humanitären Korridor nach Armenien auszureisen, ist eine dramatische Flüchtlingssituation in Armenien absehbar. Bischof Bätzing appelliert daher an alle Verantwortlichen: „Die europäischen Staaten, aber auch unsere kirchlichen Hilfswerke müssen Vorbereitungen treffen, um Armenien so schnell wie möglich bei der Versorgung der ausgebombten und von der bisherigen Blockade gezeichneten Flüchtlinge zu unterstützen.“

Zudem baten die Vorsitzenden von EKD, Deutscher Bischofskonferenz und ACK gemeinsam um die solidarische Unterstützung der Menschen im Kaukasus. „Als christliche Kirchen rufen wir zum Gebet auf für alle, die unter der gezielt herbeigeführten humanitären Katastrophe und der militärischen Aggression leiden. Wir bitten unsere Gemeinden, die Not der Bevölkerung in Berg-Karabach in ihre gottesdienstliche Fürbitte aufzunehmen“, heißt es.

KNA/DBK

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