Weltkirche-Bischof Dr. Bertram Meier
Wegen Sperrung der Route von Armenien nach Berg-Karabach

Weltkirche-Bischof Meier fordert Verurteilung Aserbaidschans

Durch die Blockade der Verbindungsstraße nach Armenien sind die armenischen Bewohner Berg-Karabachs seit Tagen von der Außenwelt abgeschnitten. Weltkirche-Bischof Meier ruft die EU auf, sich für die Betroffenen einzusetzen.

Erstellt: 22.12.2022
Aktualisiert: 31.01.2023
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Am elften Tag der Blockade der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und der in Aserbaidschan gelegenen, mehrheitlich armenisch besiedelten Region Berg-Karabach fordert der katholische „Auslandsbischof“ Bertram Meier eine deutliche Verurteilung Aserbaidschans durch Deutschland und die Europäische Union. „Mit der Abriegelung des Gebiets um Berg-Karabach heizt Aserbaidschan den Konflikt weiter an“, sagte er am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Derzeit sind dort rund 120.000 Menschen isoliert und auch von der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten abgeschnitten.

Die neue Eskalationsstufe könne leicht zu einer humanitären Katastrophe in der Region führen, so der Bischof von Augsburg, der in der Deutschen Bischofskonferenz der Kommission Weltkirche vorsteht. Wörtlich sagte er, dass es einen „kraftvollen diplomatischen Einsatz für eine rasche Beendigung der Blockade“ brauche. Die EU dürfe „nicht nur in Sonntagsreden die Verbundenheit mit Armenien ausdrücken“. Sie müsse jetzt aktiv werden, um der Bevölkerung in Berg-Karabach zu helfen.

Bischof Meier wies gegenüber der KNA auf die langjährige Unterstützung für Menschen aus Berg-Karabach hin, die ihre Heimat verlassen mussten und nach Armenien geflohen sind. „Insbesondere das Osteuropahilfswerk Renovabis und Caritas international sind hier aktiv“, so der deutsche Weltkirche-Bischof.

Eine direkte Hilfe in der Region sei aber leider kaum möglich. Schon vor Ausbruch des Konflikts sei sie nur schwer zugänglich, „jetzt ist Berg-Karabach für Hilfeleistungen geschlossen“. Seitens der Bischofskonferenz versuche man daher, immer wieder auf die Not der Menschen in Berg-Karabach aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit der armenischen Kirche besorge die deutschen katholischen Bischöfe besonders die Gefahr der Verfolgung der Christen und die fortschreitende Zerstörung christlicher Kulturgüter.

Bereits zuvor hatte sich das Oberhaupt der armenischen Christen in Deutschland, Bischof Serovpe Isakhanyan, eine deutliche Verurteilung Aserbaidschans durch die Bundesrepublik gewünscht. Das Schweigen der Bundesregierung sei mehr als enttäuschend, sagte der im Iran geborene Geistliche der KNA. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass trotz der Blockade „die EU unter der aktiven Mitwirkung von EU-Kommissionspräsidentin Frau von der Leyen neue Verträge mit Aserbaidschan schließt, um von dort ‚Öko-Strom' zu beziehen, angeblich um unabhängiger von russischen Energielieferungen zu werden“, sagte Isakhanyan. Dadurch unterstütze die EU „direkt und indirekt die aserbaidschanische aggressive Haltung“ im Berg-Karabach-Konflikt.

Aserbaidschaner, die sich als „Umweltaktivisten“ bezeichnen, blockieren seit dem 12. Dezember den Latschin-Korridor. Selbst Kinder- und Jugendliche können nicht zu ihren Familien zurückkehren, wie die Organisation Human Rights Watch berichtet. Der neu aufflammende Konflikt steht in einer langen Reihe von Auseinandersetzungen. Das weitgehend von Armeniern besiedelte Gebiet von Berg-Karabach erklärte 1992 seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan. Die „Republik Arzach“ ist diplomatisch von keinem Staat anerkannt - auch nicht von der Republik Armenien.

Die seither schwelende Krise mit mehreren Zehntausend Toten gilt als Schlüsselkonflikt in der Region. Beide Seiten warfen sich in der Folge Völkermord vor. Seit dem erneuten Aufflammen des Konflikts 2020 sind russische Truppen zur Überwachung der Kontaktlinie zwischen den Konfliktparteien und des Latschin-Korridors in Berg-Karabach stationiert.

KNA