500.000 Jugendliche in Lissabon begrüßen Franziskus mit großem Jubel
Katholische Jugendliche aus aller Welt feiern ihren Glauben beim Weltjugendtag in Lissabon. Viele von ihnen sind gekommen, um den Papst zu sehen. Der trat am Donnerstagabend vor einer begeisterten Menge auf.
Aktualisiert: 07.08.2023
Lesedauer:
Es ist der Moment, auf den Hunderttausende Jugendliche seit Tagen gewartet haben: Papst Franziskus tritt zum ersten Mal beim Weltjugendtag auf. Als er am Donnerstagabend die Bühne im Park Eduardo VII mitten in Portugals Hauptstadt Lissabon betritt, erfasst eine Welle des Jubels die Menge. Die 25 Hektar große Anlage platzt vor Schaulustigen aus allen Nähten. Sie sind gekommen, um den Papst persönlich willkommen zu heißen.
Viele der Jugendlichen sind schon seit mehr als einer Woche in den verschiedenen Regionen Portugals zu „Tagen der Begegnung“ unterwegs. Am Montagabend fand der offizielle Auftakt in Lissabon statt. Schon zu dieser Eröffnungsmesse mit Lissabons Kardinal Manuel Clemente kamen eine Viertelmillion Menschen.
Wie eine große Familie
Beim Papst-Auftritt ist der Andrang noch größer. Eine halbe Million Menschen empfängt ihn im Park Eduardo VII. Überall schwenken begeisterte Jugendliche die Flaggen ihrer Herkunftsländer, singen, klatschen und tanzen. „Man kennt niemanden, aber es ist trotzdem so, als wäre man eine große Familie“, sagt Josefina aus Argentinien. Den Papst, der aus ihrem Heimatland stammt, sieht sie zum ersten Mal mit eigenen Augen. „Wir fühlen, dass er einer von uns ist“, schwärmt die 20-Jährige.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Franziskus war auch für den 15-jährigen Carlos aus Kolumbien der Grund, nach Lissabon zu kommen. Die Stadt findet er „total cool. Die Menschen, die Kultur, die Gebäude - es erinnert mich an Lateinamerika.“ Für den 16-jährigen Peter aus New York ist es die erste Reise außerhalb der USA. „Ich wollte kommen, weil es eine großartige Erfahrung ist, um meinen Glauben voranzubringen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin super aufgeregt, den Papst zu sehen.“
„Wir wollen den Papst sehen!“, ruft auch Dora aus der Mongolei. Die 34-Jährige begleitet eine Gruppe von 15 Mädchen aus Hongkong und Taiwan zum Weltjugendtag. „Es ist das erste Mal, dass wir in Europa sind. Es ist unglaublich.“
Papst: Eine Kirche für alle
Franziskus selbst ist bereits am Mittwochmorgen in Lissabon gelandet. Den Tag verbrachte er mit politischen Treffen und einem Abendgottesdienst mit Bischöfen, Priestern und Seelsorgern. Am Mittwochabend sprach er in der Vatikanbotschaft mit Missbrauchsbetroffenen, am Donnerstagmorgen mit Jugendlichen aus der Ukraine.
Nach dem Besuch zweier Bildungseinrichtungen zeigt er sich am Donnerstagabend endlich den Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weltjugendtag. Fast eine ganze Stunde nimmt er per Papamobil ein Bad in der Menge. „Das hier ist die Jugend des Papstes!“, schallt es von überall auf Portugiesisch.
Das Bühnenprogramm mit rund 200 Flaggen unterschiedlicher Nationen, Fado-Musik und einer großen Trommlergruppe verfolgt Franziskus aufmerksam. Einige Jugendliche tragen das 3,80 Meter lange Weltjugendtagskreuz sowie die Marienikone „Salus Populi Romani“ zur Bühne. In seiner Ansprache ermutigt der Papst die Jugendlichen, sich gegenseitig an ihren Wert zu erinnern und sich mit ihren Fragen an Jesus zu wenden. Er wirkt frisch, weicht immer wieder vom Redemanuskript ab: „Die Kirche ist eine Kirche für alle“, betont er und fordert die Menschen auf, das Wort „alle“ dreimal mit ihm zu wiederholen. Am Ende seiner Rede reagieren die jungen Frauen und Männer mit tosendem Applaus.
Am Freitag findet einer der Höhepunkte des Weltjugendtags statt: Der abendliche Kreuzweg, ebenfalls im Park Eduardo VII. Auf ein noch größeres Gelände im Norden der Stadt geht es dann am Samstagabend und Sonntag zu Vigil und Abschlussmesse, zu der eine Million Menschen erwartet werden, darunter auch rund 8.500 Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland. Am Samstagvormittag unternimmt Franziskus zudem einen Halbtagesausflug zu Portugals bekanntestem Marienwallfahrtsort Fatima.
Die im Vorfeld teils kritische Haltung der Portugiesen zu dem katholischen Großereignis hat sich mittlerweile verändert. „Jeder, der kann, sollte am Weltjugendtag teilnehmen und diese Gelegenheit nicht verpassten“, sagt der 25-jährige Manuel aus Portugal. „Wir haben hier kein anderes Event dieser Größenordnung. Anderswo gibt es Probleme mit Gewalt und Alkohol. Aber hier ist einfach jeder gut drauf.“
(KNA)