Jugendliche aus aller Welt beim Weltjugendtag angekommen
Im Laufe des Tages kommt auch der Papst zum Weltjugendtag. Aber bis dahin laufen sich die Jugendlichen aus 151 Ländern in Lissabon schon mal warm – bei 30 Grad und freundlicher Stimmung eine leichte Übung.
Aktualisiert: 02.08.2023
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Erstmal ankommen und verschnaufen: Das geht in einem idyllischen Garten wie dem des deutschen Pilgerzentrums im Herzen Lissabons besonders gut. Unter Palmen und Sonnenschirmen und mit einem Wassereis in der Hand sitzen jugendliche Pilgergruppen beisammen. Der Schatten und die leichte Brise sind bei fast 30 Grad mehr als willkommen. „Skandal im Sperrbezirk“ singt eine Band inbrünstig in die Mikros auf einer kleinen Bühne. Nach und nach kommen die Jugendlichen in Portugals Hauptstadt Lissabon an, um ab diesem Dienstag eine Woche lang den Weltjugendtag (WJT) zu feiern.
„Wir haben nicht viel Schlaf bekommen in den vergangenen Tagen“, erzählt eine Jugendliche aus dem Bistum Münster. Die Unterbringung, oft in Turnhallen und Klassenzimmern örtlicher Schulen, verlief bei vielen chaotisch – und die Nacht wenig erholsam. Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch.
Grüne und rote Rucksäcke überall
Viele sind bereits seit einer Woche im Land; haben eine intensive, eindrucksvolle und oft durchgetaktete Zeit bei den sogenannten Tagen der Begegnung in katholischen Gemeinden verbracht. „Davon sind wir noch ein bisschen platt, aber auch sehr erfüllt“, erzählt ein Pilger aus dem Bistum Limburg. Eine Pilgerin seiner Gruppe ergänzt: „Jetzt wollen wir uns erstmal treiben lassen und entspannen.“ Bei Gottesdiensten gehe das ja besonders gut. Der für die Gruppe wichtigste Aspekt des Großevents: „Wir fühlen uns hier nicht so allein mit unserem Glauben wie in Deutschland oft.“
Denn durchs Stadtzentrum Lissabons ziehen nun treppauf, treppab Pilgergruppen aus 151 Ländern – gut zu erkennen an ihren grünen oder roten WJT-Rucksäcken, bunten T-Shirts und weißen Hüten mit WJT-Aufdruck. Eine brasilianische Freiwillige aus dem Team „Security“ holt sich schnell noch einen Snack. Eine tschechische Pilgergruppe will von Jugendlichen aus anderen Ländern coole Wörter oder Sätze in deren Sprache lernen. Einige Deutsche flechten Armbänder in den Farben der deutschen Flagge, um sie mit Jugendlichen anderer Nationen zu tauschen.
„Ein Selfie mit dem Papst wäre schon cool!“
Die Jugendlichen erwartet eine Woche voller buntem Programm: Glaubengespräche mit Bischöfen, Gottesdienste in verschiedenen Sprachen, ein Jugendfestival mit Konzerten, Tanz und Konferenzen; eine Berufungsmeile, auf der Glaubensgemeinschaften von ihrer Arbeit berichten und Jugendliche bei ihren Zukunftsentscheidungen beraten.
Fragt man die Jugendlichen, worauf sie sich am meisten freuen, heißt es fast immer: die Übernachtung unter freiem Himmel zur Papstmesse am Wochenende; Kontakte zu Jugendlichen aus aller Welt knüpfen; sich über Glaubensfragen austauschen. Und: „Ein Selfie mit dem Papst wäre schon cool!“, sagt ein Pilger aus dem Bistum Berlin grinsend.
Mehr Gäste als Einwohner
Auch die Stadt solle nicht zu kurz kommen. Viele wollen sich etwa die Jesus-Statue Cristo Rei am anderen Ufer des Tejo ansehen oder von einem der vielen „Miradouros“ (Aussichtspunkten) den Blick genießen; Lissabons Zentrum erstreckt sich über sieben Hügel. Einen „völlig anderen Urlaub“ nennt es eine Pilgerin.
Auch für die Stadt wird es aufregend mit den Jugendlichen. Ein so großes Event wie den Weltjugendtag mit seinen etwa 600.000 Teilnehmenden gab es hier noch nie. Das Stadtzentrum, auf das sich die meisten Programmpunkte konzentrieren, ist nicht allzu groß. Die Zahl der Teilnehmenden übersteigt die Zahl der Einwohner deutlich.
Je nach eigener Religiosität scheint die Sicht der portugiesischen Bevölkerung auf den Weltjugendtag stark zu variieren. Im Vorfeld hatten in den Medien Sorgen und Kritik am Event überwogen. Einerseits an den hohen Kosten eines säkularen Staates für ein kirchliches Ereignis; andererseits an der chaotischen, intransparenten Kommunikation seitens Stadt und Organisatoren darüber, worauf sich die Bewohner einzustellen hätten.
Noch vor wenigen Tagen hatte ein portugiesischer Street-Art-Künstler als Protest einen Teppich in der Optik von 500-Euro-Scheinen vor der Bühne für Papstgottesdienste ausgerollt – und dafür Hunderttausende Likes auf Instagram erhalten. Zugleich gab in einer Umfrage der Katholischen Universität vor Beginn des Events eine überwältigende Mehrheit der portugiesischen Befragten an, die Veranstaltung werde ein positives Ergebnis haben.
Die jungen Pilgerinnen und Pilger jedenfalls berichten von großer Herzlichkeit. Eine Gruppe aus Limburg etwa zeigt sich berührt von ihrer ersten Begegnung mit einer älteren Dame bei ihrer Ankunft in Lissabon. „Sie kam direkt auf uns zu und hat uns gefragt, ob wir Hilfe brauchen – und sogar, in welcher Sprache! Wir sahen wohl etwas verloren aus.“
KNA