Jugendhearing auf dem Weltjugendtag 2023
Weltjugendtags-Hearing des BDKJ beleuchtet Klimagerechtigkeit und Kolonialismus

Angesichts der Klimakrise: junge Stimmen für eine gerechte Zukunft weltweit

Lissabon ‐ Extreme Wetterphänomene geben einen Ausblick auf die Zukunft des Planeten. Wie kann global gerechter Klimaschutz gehen? Bei einem internationalen Jugend-Hearing in Lissabon wurden Antworten gesucht.

Erstellt: 03.08.2023
Aktualisiert: 03.08.2023
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Mehr als 250 junge Menschen aus der ganzen Welt sind zu Beginn des Weltjugendtags am 2. August 2023 im deutschen Pilgerzentrum in Lissabon zusammengekommen, um beim International Youth Hearing im Rahmen des Weltjugendtages über das Thema „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus – Perspektiven für eine gerechte Zukunft“ zu diskutieren. Das Youth Hearing, organisiert vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Bundesverband Katholische Kirche an Hochschulen (BKKH) nahm die spürbaren Folgen der Klimakrise, wie verheerende Waldbrände und zunehmende Extremwetterereignisse im Globalen Süden in den Blick. Denn die Forderung junger Christinnen und Christen nach einer nachhaltigen, gerechten und inklusiven Zukunft für kommende Generationen werden immer dringlicher.

Klimagerechtigkeit und Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus

Die Sprecherin des Hochschulkirchenverbandes BKKH, Susanna Laux, betonte den oft übersehenen Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Klimagerechtigkeit. „Während der Westen verzweifelt gegen den Klimawandel kämpft, leidet der Globale Süden noch immer unter den Folgen kolonialer Kontinuitäten und wird als größter Verlierer der Klimakrise hervorgehen.“ Laux hob hervor, dass „wahre Klimagerechtigkeit nur durch eine offene Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus erreicht werden kann“.

Danilo Moreira, portugiesischer Umweltaktivist und Aktivist in der Anti-Rassismus-Bewegung, machte auf die immer stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit des Globalen Südens aufmerksam, die es Ländern in Europa ermöglicht, ihre eigene Verantwortung für den Klimawandel zu verschleiern. Er erläuterte, dass „historische Kontinuitäten weiterhin bestehen und die Machtstrukturen unverändert sind“ und forderte die internationale Politik auf, „langfristige Lösungen zu finden, von denen alle profitieren“.

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Die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Portugal, Dr. Julia Monar, betonte angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse und der Bedrohung durch die Klimakrise die Dringlichkeit des Einsatzes für Klimagerechtigkeit. „Die Bundesregierung hat sich dem aktiven Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit verschrieben. Wir wollen vor allem den Staaten und Gemeinschaften mehr Gehör verschaffen, die durch die Klimakrise existenziell bedroht sind. Die Bundesregierung geht hier voran und wird ab 2025 mindestens sechs Milliarden Euro jährlich an internationaler Klimafinanzierung bereitstellen. Gleichzeitig geht es darum, bei der grundlegenden Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft alle mitzunehmen.“

Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Bischof von Augsburg, erinnerte an die komplexen Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, globaler Ungerechtigkeit und Klimawandel. Er verwies auf Papst Franziskus, der das Bewusstsein dafür schärfe, dass „die Länder des Globalen Nordens eine ‚ökologische Schuld‘ gegenüber den Ländern des Globalen Südes haben: Sie sind in höherem Maße für die Klimakrise verantwortlich und stehen daher auch besonders in der Pflicht, die notwendige Transformation voranzutreiben. Gleichzeitig gilt: Der Kampf gegen den Klimawandel betrifft die gesamte Menschheitsfamilie und erfordert daher gemeinsame internationale Anstrengungen. Nicht Egoismus, sondern globale Solidarität muss dabei der Maßstab sein.“

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„Die Auswirkungen des Klimawandels sind spürbar und verursachen bereits heute verheerende Schäden. Die Menschen im Globalen Süden leiden am stärksten darunter, während wir im Globalen Norden den größten Anteil am Klimawandel haben, historisch aber auch heute. Als katholische Kirche haben wir zusätzlich eine soziale Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und müssen die Stimme in Gesellschaft und Politik erheben, um hierauf deutlich aufmerksam zu machen. Wir müssen aber auch mit glaubwürdigem Handeln vorangehen“, erläuterte Volker Andres vom BDKJ im Erzbistum Köln.

Das International Youth Hearing des BDKJ und des BKKH setzte während des 37. Weltjugendtags ein starkes Zeichen für das Engagement und die Entschlossenheit der jungen Generation, ihre Stimme für eine sozialere und klimagerechte Zukunft zu erheben. „Der Zusammenhang von Klimagerechtigkeit und kolonialen Strukturen ist topaktuell. Das zeigt das große Interesse an unserem Hearing. Hier wurde deutlich, dass Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Kirche mehr dafür tun müssen, koloniale Strukturen zu reflektieren, um sie dann auch zu überwinden“, sagte BDKJ-Bundespräses Dr. Stefan Ottersbach. „Junge Menschen jedenfalls sind bereit, sich aktiv für globale Klimagerechtigkeit einzusetzen und die Herausforderungen der Klimakrise solidarisch anzugehen.“

DBK