Missio: Habeck muss in Indien für religiöse Toleranz werben
Aachen ‐ Im ostindischen Bundesstaat Manipur ist ein ökonomisch verursachter ethnischer Konflikt gewaltsam ausgebrochen. Die hindunationalistischen Bewegungen um Premierminister Modi setzten religiöse Minderheiten immer mehr unter Druck, kritisiert Missio.
Aktualisiert: 19.07.2023
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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll nach Ansicht des Internationalen katholischen Missionswerks Missio bei seiner derzeitigen Indienreise für mehr religiöse Toleranz in den Land werben. „Die Lage religiöser Minderheiten in Indien wird immer schwieriger. Die Bundesregierung sollte dafür werben, dass die staatliche Garantie religiöser Toleranz wirtschaftliche Zusammenarbeit erleichtert“, erklärte ein Sprecher des Hilfswerks am Mittwoch in Aachen. Hindunationalistische Bewegungen, die Premierminister Narendra Modi nahestehen, setzten vor allem christliche und muslimische Minderheiten immer stärker unter Druck.
Laut Missio haben staatliche Maßnahmen wie sogenannte Antikonversionsgesetze sowie politisch gezielt gesteuerte gewalttätige Übergriffe gegen Menschen und Einrichtungen religiöser Minderheiten sowie die Zurückhaltung von Polizei und Justiz bei der Prävention und Ahndung solcher Straftaten eine gesellschaftliche Atmosphäre der Einschüchterung geschaffen. Der Missbrauch von Religion verletze nicht allein die Menschenrechte, sondern destabilisiere auch dauerhaft die öffentliche Sicherheit, so Missio-Sprecher Johannes Seibel. „Dies wiederum schreckt ausländische Investoren ab. Diesen Zusammenhang sollte die Bundesregierung den indischen Gesprächspartnern klarmachen, um Anreize für den Schutz von Minderheiten zu setzen.“
Von Bundeswirtschaftsminister Habeck fordert das Missionswerk Missio Aachen daher, diesen Zusammenhang den indischen Gesprächspartnern klarzumachen, um Anreize für den Schutz von Minderheiten zu setzen. Interessengeleitete und wertebasierte Außen- und Wirtschaftspolitik müssten kein Widerspruch sein, sondern sollten sich im Fall des aufstrebenden und gegenüber dem Westen selbstbewusster werdenden Indiens ergänzen, heißt es in der Stellungnahme.
Aktuell erschüttern im nordostindischen Bundesstaat Manipur ökonomisch verursachte ethnische Konflikte das Land. Die Gruppen der mehrheitlich christlichen Naga und Kuki sowie der vorwiegend hinduistischen Meitei stritten um Landrechte. Hindunationalisten versuchten dabei, den historisch schon länger schwelenden Konflikt religiös aufzuladen. Dabei wurden unter anderem christliche Dörfer und Kirchen angegriffen und zerstört.
Zuletzt eskalierte die Lage erneut, eine Christin der Naga wurde nach Angaben örtlicher Aktivisten am 15. Juli von Meitei-Gruppen enthauptet. Derzeit versuchen Vertreter der katholischen Kirche und Missio-Partner, in dem Konflikt zu vermitteln.
dr/KNA/Missio Aachen