Kolumbiens ELN-Guerilla verfügt Einstellung von Militäraktionen
Bogotá D.C. ‐ Kaum ein Land der Welt hat so viel Erfahrung mit Friedensinitiativen wie Kolumbien. Doch die strukturellen Probleme bleiben bestehen und jedes Mal gibt es bewaffnete Gruppen, die ihre Waffen nicht niederlegen wollen. Jetzt gibt es einen vorübergehenden Lichtblick.
Aktualisiert: 06.07.2023
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Die Führung der kolumbianischen Guerilla-Organisation ELN hat laut Medienberichten die sofortige Einstellung aller bewaffneten Offensivaktionen angeordnet. Die Führung der linksgerichteten Rebellenorganisation gab den Befehl heraus, dass „die Strukturen der Nationalen Befreiungsarmee ab dem 6. Juli um 00.00 Uhr bis zum 3. August 2023 um 00.00 Uhr alle offensiven militärischen Aktionen gegen die Militär- und Polizeikräfte im gesamten Staatsgebiet, einschließlich nachrichtendienstlicher Aktionen, einstellen müssen“, zitiert die Tageszeitung „El Tiempo“ (Dienstag) aus einem Einsatzbefehl der Guerillaführung.
Am 3. August soll dann ein bilateraler Waffenstillstand zwischen den Sicherheitskräften und der Guerilla beginnen. Die nun verkündete Maßnahme soll offenbar den Waffenstillstand vorbereiten. Schon mehrfach hatte der ELN in der Vergangenheit Waffenstillstände verkündet, diese waren aber selten von langer Dauer. Zudem hat der ELN eine sehr föderale Struktur; oftmals sind es regionale Einheiten, die entgegen der Versprechen der Führungsriege in Eigenregie militärische Aktionen durchführen.
Gustavo Petro, Kolumbiens seit knapp einem Jahr im Amt befindlicher linksgerichteter Präsident, hat die Umsetzung einer Friedensstrategie mittels Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen im Land zur zentralen Kernaufgabe seiner Präsidentschaft gemacht. In drei Verhandlungsrunden hatten sich Regierung und der ELN begleitet von der katholischen Kirche zuvor auf einen bilateralen Waffenstillstand geeinigt, der in der dauerhaften Befriedung der Kämpfe zwischen kolumbianischem Militer und ELN münden soll. Der ELN ist die derzeit noch größte aktive Guerillagruppe des Landes und für mehrere zehntausend Tote im seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikt des Landes verantwortlich. Zeitweise gehörten dem ELN auch prominente Befreiungstheologen wie Camilo Torres an.
Neben dem ELN laufen Gespräche der Regierung mit Vertretern paramilitärischer Banden, mit Überresten der bereits demobilisierten FARC-Guerilla, mit anderen lokalen Guerrillas und anderen Gruppen der organisierten Kriminalität. Bis heute leidet insbesondere die Zivilbevölkerung unter Anschlägen, Entführungen, und Kampfhandlungen.
weltkirche.de/KNA