Weltklimakonferenz in Scharm El-Scheich eröffnet
Scham El-Scheich/Berlin ‐ Bei der zweiwöchigen COP 27 geht es um die konkrete Umsetzung der bereits 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele für mehr Klimaschutz, allen voran die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius.
Aktualisiert: 09.11.2022
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Im ägyptischen Scharm El-Scheich hat die 27. UN-Klimakonferenz begonnen. Auf dem Gipfel geht es um die konkrete Umsetzung der bereits 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele für mehr Klimaschutz, allen voran die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. In seiner Eröffnungsrede forderte Alok Sharma, Präsident der Vorjahreskonferenz COP 26 in Glasgow, vor Vertretern der teilnehmenden Länder, aus Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen „konkretes Handeln“. Ganze Weltregionen seien bereits unbewohnbar geworden, Menschen müssten unter fast unvorstellbarem Druck umsiedeln, zitierten ihn Medienberichte.
Sharma übergab sein Amt als COP-Präsident symbolisch an Ägyptens Außenminister Samih Schukri. Auch er mahnte, die Welt müsse aus zerstörerischen Umweltkatastrophen wie in Pakistan, in Afrika, in Teilen Europas und auch den USA Lehren ziehen. Ohne greifbare Ergebnisse werde es keine Gewinner geben.
Auswirkungen des Klimawandels würden immer dramatischer, heißt es im vorläufigen Jahresbericht zum globalen Klima, den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Sonntag in Scharm El-Scheich veröffentlichte. Demnach stiegen die Meeresspiegel zuletzt doppelt so schnell wie Anfang der 1990er Jahre. Die globale Durchschnittstemperatur liege 1,15 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900. Die Erwärmung der Ozeane erreichte laut dem Bericht 2021 einen neuen Rekordwert. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas sagte, mit dem jetzigen Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre lasse sich das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens kaum mehr einhalten.
Die Bundesregierung bezeichnete die Eindämmung der Klimakrise unterdessen als oberste Priorität. In Scharm El-Scheich werde man sich mit vereinten Kräften dafür einsetzen, den internationalen Klimaschutz voranzutreiben, erklärten in Berlin das Auswärtige Amt, das Bundeswirtschaftsministerium, das Entwicklungsministerium sowie das Bundesumweltministerium.
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Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) pochten auf ein Ende fossiler Energien. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) versicherte, Deutschland werde bei der Klimakonferenz ein „wichtiger Brückenbauer sein zwischen Industrie- und Entwicklungsländern“. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) forderte mehr Schutz von Ökosystemen, die CO2 bänden. „Ohne diese natürlichen Klimaschützer wird es nicht gelingen, die Pariser Klimaziele zu erreichen.“
EU-Kommissionsvize Frans Timmermans verteidigte im „Spiegel“ das europäische Vorgehen in der Debatte über fehlende Gelder für den 100 Milliarden Dollar schweren Klimafonds für Entwicklungsländer. „Wir zahlen jedes Jahr mindestens 25 Milliarden Dollar, es sind die Amerikaner, die hier nicht liefern.“
Aus Sicht des katholischen Hilfswerks Misereor sind die Gelder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung unzureichend. Sie lägen weit unter dem Bedarf und den Versprechen vom Pariser Klimagipfel, erklärte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Von den zugesagten 100 Milliarden Dollar im Jahr für Klimaschutz und Anpassung seien bisher 82 Milliarden bereitgestellt worden. Die Hauptverursacher der Klimakrise müssten hier stärker Verantwortung übernehmen.
Die Welthungerhilfe betonte, die Klimakrise sei neben bewaffneten Konflikten der größte Hungertreiber weltweit. Wegen der Klimakrise könnten Millionen Familien ihre Existenz verlieren. Die großen Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Dürren in Afrika, Asien und Europa bis zu den Überschwemmungen in Pakistan und im Westen Afrikas seien „eine dramatische Mahnung“.
KNA