Hunderte Menschen mit Kerzen beten für den Frieden
Bild: © KNA
Friedensarbeit

Gebt einander ein Zeichen des Friedens

Die Kirche selbst ist ein Beitrag zum Frieden.

Erstellt: 04.09.2012
Aktualisiert: 25.07.2022
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Ihrer Bestimmung nach ist die Kirche selbst ein Beitrag zum Frieden, denn sie ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der Menschen. (Lumen Gentium und Gerechter Friede)

Die Kirche hat nicht einfach eine Friedensarbeit. Sie ist Friedensarbeit.

Aus diesem ganzheitlichen Selbstverständnis heraus hat die Kirche über die Jahrtausende immer wieder Überlegungen zum Frieden angestellt und diese im 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Gewalt, zu einer eigenen Friedenslehre verdichtet. Im Zentrum der Friedenslehre steht die Frage nach der Eindämmung beziehungsweise Überwindung der Gewalt in den menschlichen und gesellschaftlichen Beziehungen. Dabei richtet sie ihr Augenmerk sowohl auf die strukturellen als auch die umfassend kulturellen Probleme. Im Letzten von der Unversöhntheit und Erlösungsbedürftigkeit der Menschen überzeugt, bemüht sich die Kirche konkretes Zeugnis von der praktisch relevanten Hoffnung auf Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden abzulegen. Dieses Zeugnis beginnt mit dem Gebet für Frieden und Versöhnung sowie der Überwindung der Unversöhntheiten in den eigenen Reihen. Nicht zufällig steht die Aufforderung „Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!“ am Ende des Hochgebets der Heiligen Messe. Die Kirche weiß sich selbst immer wieder von Unfrieden und Unversöhntheit betroffen. In ihrer langen Geschichte war das Gesicht der Kirche nicht selten von der Verstrickung in Gewalt entstellt. Indem die Kirche an den Leiden und Verzerrungen der jeweiligen Zeit teilhat und diese annimmt und mit der Bereitschaft zur Umkehr, Veränderung und Entwicklung beantwortet, wird sie selber glaubwürdiger Teil der menschlichen Friedenshoffnung.

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Video: © missio

Für den Katechisten Corneille Sebikwanjama ist nach eineinhalb Jahren Lager der Moment gekommen, wieder nach Hause zu gehen. Jahre der Korruption und Kriege haben seine Heimat, die Demokratische Republik Kongo, fast völlig zerstört.

Perspektive „Gerechter Friede“

Die deutschen Bischöfe haben mit ihrem Hirtenwort Gerechter Friede die wesentlichen Grundlagen der kirchlichen Friedenslehre für unseren ortskirchlichen Zusammenhang dargelegt. Dabei beschreiben sie den gerechten Frieden als eine sozialethische Zielperspektive, in dessen Zentrum die Würde des Menschen steht. In den unteilbaren Menschenrechten finden die Mindestanforderungen dieser Würde ihren rechtlichen Ausdruck. Die Bischöfe plädieren mit Blick auf die Überwindung der Gewaltursachen für die Errichtung einer internationalen politischen und wirtschaftlichen Ordnung, die allen Beteiligten faire Chancen für ihre soziale und wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen.


Ein besonderes Augenmerk richtet die kirchliche Friedenslehre auf die lang anhaltenden Folgen von Gewalt. Den tiefgehenden Gewaltprägungen der Gegenwart hält die Kirche ihre an Gerechtigkeit, Wahrheit und Versöhnung ausgerichtete Praxis entgegen. Wer sinnvoll von Versöhnung reden und zeugen will, der muss sich an der Wiederaufrichtung der Würde der Opfer beteiligen, eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Tätern und Zuschauern führen sowie konsequent die Frage nach den strukturellen, kulturellen und systemischen Bedingungen der Gewalt stellen. Nur so entsteht eine Perspektive, in der Versöhnung mehr meint als einen müden Ausgleich mit den vorherrschenden Verhältnissen.

Vielfältige Praxis

Entsprechend den vielschichtigen Problemstellungen hat sich in der kirchlichen Friedensarbeit eine vielfältige Praxis entwickelt, von der hier nur einige Beispiele genannt seien:

Mehrere Demonstrierende halten Plakate hoch.
Bild: © KNA

Ein Demonstrant von Pax Christi fordert auf der Kölner Domplatte die Wiederentwaffnung.

Die katholische Friedensbewegung Pax Christi befasst sich von ihrem Gründungsimpuls her, die Feindschaften zwischen den europäischen Gesellschaften nach dem Zweiten Weltkrieg zu überwinden, mit internationalen Friedens- und Erinnerungsfragen. Das Maximilian-Kolbe-Werk kümmert sich seit 1973 um die Überlebenden deutscher Konzentrationslager und Ghettos, insbesondere in Polen. Die Maximilian-Kolbe-Stiftung setzt sich seit 2007 für die Stärkung und Weiterentwicklung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa ein. Das Katholische Militärbischofsamt sowie die Gemeinschaft katholischer Soldaten begleiten die Streitkräfte in der Perspektive der kirchlichen Friedenslehre. Das Institut für Theologie und Frieden in Hamburg setzt sich für die wissenschaftliche Vertiefung der Friedenslehre ein. Im Einsatz für internationale Gerechtigkeit, Solidarität und Dialog sind die großen Hilfswerke Misereor, Renovabis, Missio, Adveniat und andere zu erwähnen. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax sorgt sich um den Austausch der vielfältigen friedens- und versöhnungspolitischen Erfahrungen, die Entwicklung neuer Initiativen sowie die Stärkung des politischen und gesellschaftlichen Dialogs zu diesen Fragen.

Alle diese Aktivitäten sind durch die Überzeugung verbunden, dass im Letzten nicht wir es sind, die Frieden und Versöhnung herbeiführen. An uns ist es hingegen, uns in Seinen Dienst nehmen zu lassen.

Stand: September 2012

Von © Jörg Lüer, Deutsche Kommission Justitia et Pax

„Gerechter Friede“

Das Bischöfliche Wort „Gerechter Friede“ vom 27.09.2000 ist das Grundlagendokument der katholischen Friedensethik in Deutschland. Es behandelt die Herausforderungen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus.