Misereor zur Lage in der Zentralafrikanischen Republik
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Misereor zur Lage in der Zentralafrikanischen Republik

Zentralafrikanische Republik ‐ In der Zentralafrikanischen Republik hat die Gewalt in den vergangenen Wochen wieder zugenommen. Anfang des Monats starben bei einem Anschlag auf eine katholische Kirche in der Hauptstadt Bangui mehr als 20 Menschen. Misereor ordnet die jüngsten Vorfälle ein.

Erstellt: 22.05.2018
Aktualisiert: 23.03.2023
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In der Zentralafrikanischen Republik hat die Gewalt in den vergangenen Wochen wieder zugenommen. Anfang des Monats starben bei einem Anschlag auf eine katholische Kirche in der Hauptstadt Bangui mehr als 20 Menschen. Seit dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozize 2013 kommt das Land nicht zur Ruhe. Der Leiter der Afrika-Abteilung beim katholischen Hilfswerk Misereor, Peter Meiwald, ordnet im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die jüngsten Vorfälle ein.

Frage: Herr Meiwald, was können Sie zur aktuellen Lage in der Zentralafrikanischen Republik sagen?

Meiwald: Hierzulande berichten die Medien kaum aus dem Land. Wir wissen aber von unseren Partnern, dass die Gewalt spätestens seit April wieder zugenommen hat – mit Anschlägen und Vormärschen von Warlords auf die Hauptstadt Bangui. Letzteres konnten die UN-Truppen zwar eindämmen. Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt, die Lage im Hinterland bleibt nach wie vor angespannt und auch in der Hauptstadt gab es weiter Anschläge auf Kirchen und Moscheen.

Frage: Trotzdem heißt es immer wieder, der Konflikt habe mit Religion nichts zu tun – warum aber kommt das Land nicht zur Ruhe?

Meiwald: Nach dem, was unsere Partner gerade in diesen Tagen berichten, müssen wir davon ausgehen, dass aus dem In- und Ausland versucht wird, die Regierung in der Zentralafrikanischen Republik zu destabilisieren. Es geht um Öl, Diamanten und Gold, um Einfluss- und Interessenssphären, die man mithilfe von Warlords abstecken will. Diese wiederum treffen auf eine Zivilbevölkerung, der es wirtschaftlich schlecht geht, die teilweise noch nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten, die sie bei Ausbruch des Konflikts 2013 verlassen mussten.

Frage: Das heißt?

Meiwald: Diese Menschen sind leicht manipulierbar und deswegen driftet das Ganze auch immer wieder in religiöse Bereiche ab. Dabei sind die Zentralafrikaner eigentlich seit Jahren gewöhnt, mit Angehörigen verschiedener Religionen friedlich zusammenzuleben und die gemeinsamen Friedensgebete, zu denen die muslimischen und christlichen Würdenträger im ganzen Land aufgerufen haben, unterstreichen das auch eindringlich.

Frage: Welche ausländischen Kräfte versuchen denn, Einfluss auf die Regierung, auf das Land zu nehmen?

Meiwald: Insbesondere China, Russland und Frankreich haben deutliche strategische und Rohstoffinteressen. Da muss man befürchten, dass es von dort aus kein Interesse an Stabilität gibt. Unsere Partner sagen, sie können das nicht beweisen, aber unter der Bevölkerung ist das ein offenes Geheimnis.

Frage: Können Helfer derzeit ihrer Arbeit nachgehen?

Meiwald: Viele Helfer haben das Land verlassen. Unsere Partner sagen aber klar: „Lasst uns nicht im Stich, wir brauchen Öffentlichkeit, die das Problem wahrnimmt.“ So ein Land ist schließlich schnell an den Rand gedrängt, weil es nur ganz selten im Scheinwerferlicht westlicher Kameras steht. Da können sich dann Warlords austoben, wie sie wollen. Deswegen ist es wichtig, Präsenz zu zeigen. Das wünsche ich mir im Übrigen auch von der Bundesregierung.

Frage: Wie meinen Sie das?

Meiwald: Deutschland sollte sich intensiver an einer diplomatischen Lösung des Konflikts beteiligen. Es gibt zu wenig Aufmerksamkeit für den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik. Das ist Teil des Problems, weil dadurch in Vergessenheit gerät, was sich dort für Dramen abspielen – täglich.

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