Afrikas Kirche will mehr gegen die Probleme des Kontinents tun
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Afrikas Kirche will mehr gegen die Probleme des Kontinents tun

Afrika ‐ Afrikas katholische Bischöfe haben Bilanz über die vergangenen 50 Jahre gezogen. Die seien dank der stark gestiegenen Zahl von Gläubigen als Erfolg zu werten. Weitermachen wie bisher ist trotzdem keine Option.

Erstellt: 29.07.2019
Aktualisiert: 29.07.2019
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Afrikas katholische Bischöfe haben Bilanz über die vergangenen 50 Jahre gezogen. Die seien dank der stark gestiegenen Zahl von Gläubigen als Erfolg zu werten. Weitermachen wie bisher ist trotzdem keine Option.

Schwarze Hose, das weiße Hemd eine Nummer zu groß: Wie ein Chorknabe stand Ugandas Langzeitpräsident Yoweri Museveni am Sonntag vor Afrikas katholischen Bischöfen und predigte von der Kanzel über fehlenden Wohlstand des Kontinents. „Wir arbeiten für den Magen. Wir wissen nicht, wie man für Magen und Geld arbeitet, doch das moderne Leben verlangt nach Geld.“

Am Montag endete das Jubiläumstreffen des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM), das seit genau 50 Jahren besteht. Zu dem Ereignis in Ugandas Hauptstadt Kampala hatten sich mehr als 300 Bischöfe, Kardinäle und hochrangige Geistliche aus aller Welt angekündigt. Das Fazit der Kirchenführer fällt weniger monetär aus als vom ugandischen Staatschef erhofft – und ist dennoch eine klare Kampfansage an die Probleme Afrikas.

Im Fokus stand zunächst eine Reflexion über die vergangenen 50 Jahre. Erzbischof Charles Palmer-Buckle aus Ghana betonte dabei das Wachstum der katholischen Kirche in Afrika. Die Zahl der Bischöfe und Erzbischöfe des Kontinents habe sich in der Zeit verzehnfacht, die Zahl afrikanischer Katholiken sei von 40 auf 178 Millionen gestiegen. Das sei „Grund zum Feiern“. Und eine kritische Auseinandersetzung mit der Kirchengeschichte, etwa mit Blick auf den Kolonialismus oder den Völkermord in Ruanda? Die fehlte – zumindest im öffentlichen Teil des Events, dem eine interne Sitzung der Bischöfe voranging.

Ein zentrales Thema in Kampala war die Weichenstellung für die Pastoralarbeit der nächsten Jahre. Afrikas Probleme sollen stärker als bisher in den Fokus rücken. „Neben der Beschäftigung mit pastoralen Fragen wurde auch die Arbeit der Kirchen im Bereich Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden thematisiert“, berichtet Maria Klatte, Leiterin der Afrika-Abteilung von Misereor. Die Kirche solle angesichts von Ungerechtigkeiten und schlechter Regierungsführung weiter ihre Stimme einbringen und Politiker begleiten.

Als mögliche Themen wurden Friedens- und Versöhnungsarbeit, Ökologie, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie Migration und Menschenhandel genannt. Klatte meint, dass diese Punkte auch die Reise des Papstes im September nach Madagaskar, Mauritius und Mosambik bestimmen könnten.

Afrikas Bischöfe haben erkannt, dass die Schere zwischen Tradition und Moderne nirgends so weit offen steht wie auf ihrem Kontinent. Laut Klatte wurde daher darüber beraten, „wie die Pastoralarbeit künftig stärker afrikanische Traditionen und Kreativität nutzen könnte“. Zudem sei angeregt worden, der Jugend mehr Raum zu geben und zu überlegen, inwieweit dabei auch Soziale Medien kreativ genutzt werden könnten.

Etwa 60 Prozent der Afrikaner sind unter 25 Jahre alt. „Wenn wir ihren Ruf ignorieren und weitermachen wie bisher, wäre das SECAM von morgen alles andere als stark“, sagt Erzbischof Thomas Luke Msusa aus Malawi. Er forderte zudem einen besseren Schutz für Minderjährige. Viele würden als Kindersoldaten rekrutiert, als Ware gehandelt oder als Arbeiter eingesetzt. „Zu oft hat Afrika seine Kinder vergessen“, so Msusa.

Überhaupt stellt sich die Frage: Wie einem Kontinent helfen, auf dem fehlgeleitete Entwicklungshilfe in Verruf steht, mehr Schaden als Nutzen gebracht zu haben? Crispy Kaheru, Polit-Aktivist aus Kampala, wirft Afrikas Kirche vor, im Kampf gegen Armut versagt zu haben: „Die Kirche muss über ihre Investitionen im Gesundheits- und Bildungsbereich der vergangenen 100 Jahre hinausblicken und sich fragen, warum sie trotz wachsender Zahl die Menschen nicht stärken konnte.“

Erzbischof Protase Rugambwa, der als Sekretär der Missionskongregation den Vatikan vertrat, betonte in Kampala: „Die Kirche ist berufen, aufrechte Gewissen zu formen, die dem Ruf nach Gerechtigkeit folgen.“ Soll heißen: Christen müssen durch ihr Handeln zu einer gerechteren Gesellschaft in Afrika beitragen. Dass die katholische Kirche auf einem Entwicklungskontinent weit mehr ist als bloß stiller Beobachter, steht nach dem SECAM-Treffen auch für den Politologen Kaheru außer Frage: „Sie besitzt ausreichend Einfluss und Mittel, um einen Wandel über ihre eigenen Kreise hinaus anzustoßen.“