FARC-Chef Rodrigo Londono forderte Duque auf, Maßnahmen gegen dieses „gezielte systematische Massaker“ zu ergreifen. Die Gründe für die Morde an rund 150 Ex-Rebellen liegen im Dunkeln. Die Regierung spricht von Verbindungen zum Drogengeschäft, Menschenrechtler von Abrechnungen durch rechtsgerichtete paramilitärische Banden und die Armee. Zudem gibt es im Land eine nicht enden wollende Serie der Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger und soziale Aktivisten, die seit dem Friedensschluss Hunderte Menschen das Leben kostete. Dahinter stecken meist Konflikte um Landbesitz, aber auch Kämpfe verschiedener illegaler Gruppen um die Vormachtstellung im Drogenhandel.
„Es ist offensichtlich, dass der Friedensprozess in Kolumbien seit der Amtseinführung von Präsident Ivan Duque stark geschwächt, gespalten und zerbrochen wurde“, beklagt Quibdos Bischof Juan Carlos Barreto Barreto, der mit dem katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zusammenarbeitet. „Der Staat ist nicht in der Lage, seine Bürger zu schützen, schlimmer noch, Duque lässt den Friedensprozess im wahrsten Wortsinn ausbluten“, kritisiert die Kolumbien-Referentin von Adveniat, Monika Lauer Perez, die Haltung des Präsidenten.
Die Attacken auf den Friedensprozess kommen allerdings auch aus dem linken Lager. Vor ein paar Wochen verschwand der des Drogenhandels verdächtigte prominente FARC-Kommandant Jesus Santrich spurlos von der Bildfläche. Damit führte er die Sonderjustiz des Friedensprozesses vor, so dass sogar die FARC auf Distanz ging. Im Januar sorgte zudem das schlimmste Bombenattentat seit Jahren durch die linke ELN-Guerilla auf eine Polizeischule in Bogota mit mehr als 20 Toten für Entsetzen im Land. Seitdem liegen die Friedensgespräche mit der ELN auf Eis. Es steht zu befürchten, dass auch die nächsten drei Jahre der Präsidentschaft Duques stürmisch werden.
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