Bei dem Podiumsgespräch in Münster gab es aber auch skeptische Stimmern. Der Leiter der Nationalen Versöhnungskommission und Erzbischof von Tunja, Luis Augusto Castro Quiroga, kritisierte zu spärliche Fortschritte bei der Landreform. Der Gesetzgeber tue zu wenig gegen die krasse Ungleichverteilung von Landbesitz. Er beklagte zudem die anhaltend hohe Zahl von Morden an Menschenrechtsaktivisten. Es gebe auch zu wenig Geld für die Eingliederung entwaffneter Rebellen.
Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, wies auf die bedrohte Lebenssituation indigener Völker im Amazonasgebiet hin und bat Staatspräsident Santos, sich stärker für deren Belange einzusetzen. In den Amazonasregionen gebe es ein „Niemandsland“ ohne jede Staatsgewalt; dieses Vakuum werde von bewaffneten Gruppen gefüllt, die mit großer Gewalt ihre Interessen durchsetzten.
Die kolumbianische Regierung und die FARC hatten sich 2016 nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. Im Rahmen dieses Prozesses zogen rund 7.000 Kämpfer in sogenannte Befriedungszonen um und übergaben ihre Waffen an die Vereinten Nationen. Wenig später gründete die FARC eine eigene Partei. Im jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen.
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