Frage: Für Spannungen sorgt auch ein zunehmender islamischer Fundamentalismus.
Schick: Ja, das ist eine spürbare Tendenz, die viele Christen und Muslime beunruhigt. Gesteuert wird dieser Prozess nicht zuletzt von Saudi-Arabien, das etwa den Bau von Moscheen im Tschad finanziert.
Frage: Wie schätzen Sie die Lage der Christen im Tschad ein?
Schick: Die Christen sind eine sehr aktive Minderheit, die sich bemüht, den Tschad aus Armut und Isolation herauszuholen. Sie betreiben viele Schulen, in denen auch Muslime unterrichtet werden, und unterhalten Gesundheitsposten im ganzen Land. Zudem haben sie zahlreiche interreligiöse Komitees gegründet, um eine friedliche Gesellschaft aufzubauen. Aber nun merken die Christen, dass es starke neue Strömungen im Tschad gibt, die wieder ein autokratisches System etablieren wollen – in politischer und religiöser Hinsicht. Solche Versuche haben ja, wie in den 70er Jahren, schon einmal zu einem Bürgerkrieg geführt.
Frage: Der Tschad gilt obendrein als Transitland für Flüchtlinge und Migranten, die nach Europa streben. Können Sie das bestätigen?
Schick: Ja, wir haben das mitbekommen. Aber der Tschad tut alles, um diese Route zu schließen. Darum suchen sich viele Flüchtlinge inzwischen andere Wege.