Wie viele Waffen es in El Salvador gibt, dazu existierten keine verlässlichen Zahlen, sagt der aus Deutschland stammende Soziologe Benjamin Schwab, der an der katholischen Universität UCA in San Salvador über Jugendgangs forscht. Manche davon seien noch aus der Zeit des Bürgerkriegs, das Allermeiste aber aus den USA, deren Präsident Donald Trump die Menschen aus El Salvador und anderen Staaten der Region gern pauschal als Kriminelle verunglimpft.
Tatsache ist, dass ein guter Teil der 6,7 Millionen Salvadorianer schon Erfahrung mit Gewalt und Kriminalität gemacht hat, als Opfer oder Täter – oder beides. El Salvador treibt viele seiner Bewohner, so scheint es, wahlweise in die Verzweiflung oder in die Flucht. Und vermag gleichwohl zu überraschen. Auch wenn das amtliche Ergebnis noch nicht verkündet wurde: Am Sonntag haben die Wähler mit großer Mehrheit für den aus einer Familie mit palästinensischen Wurzeln stammenden Nayib Bukele gestimmt.
Über das politische Programm Bukeles, der bereits Bürgermeister von San Salvador war, ist wenig bekannt. Steht er für einen Neuanfang? Carlos Francisco Martir hofft das jedenfalls. Für seinen Job beim Wachdienst erhält er nur eine Handvoll Dollar pro Schicht, sagt er. Nach Abzug aller Abgaben bliebe ihm davon kaum etwas übrig. Davon allein kann er nicht leben, schlägt sich mit weiteren Arbeiten durch. Bukele habe versprochen, dass mehr vom Lohn bei den kleinen Angestellten hängen bleibe. Eine gute Sache, findet der Wachmann: Denn mit seiner Frau würde er gern eine eigene Wohnung beziehen. Senor Martir passt auf – nicht nur auf das Areal des Centro Loyola.