Frage: Welche Ziele verfolgt Bukele?
Pieper: Ein großes Thema im Wahlkampf ist der Kampf gegen Korruption. Darüber hinaus treibt eine mögliche Privatisierung der Wasserversorgung viele Wählerinnen und Wähler um – und damit auch alle Kandidaten. Bukele möchte darüber hinaus mit dem alten Establishment brechen.
Frage: Übernimmt er sich damit nicht ein wenig?
Pieper: Bukele ist kein unbeschriebenes Blatt. Er war unter anderem, damals noch für die FMLN, Bürgermeister von San Salvador.
Frage: In der Kathedrale von San Salvador befindet sich das Grab von Oscar Romero. Die Ermordung des damaligen Erzbischofs am 24. März 1980 markierte den Beginn des Bürgerkrieges. Welche Rolle spielt die katholische Kirche heute in El Salvador?
Pieper: Oscar Romero ist zu einem Symbol der Hoffnung geworden inmitten einer Situation der Hoffnungslosigkeit. Die katholische Kirche trägt sein Erbe fort und ist nach wie vor sehr einflussreich – ungeachtet der Tatsache, dass protestantische Kirchen, wie in anderen Ländern Lateinamerikas auch, stark an Zulauf gewinnen.
Frage: Erheben die Bischöfe wie früher Romero in politischen Debatten ihre Stimme?
Pieper: Mit politischen Äußerungen halten sie sich sehr zurück. Was sie aber immer wieder anmahnen, ist, dass die junge Generation gehört werden muss – auch, um das Problem mit den Jugendbanden zu lösen.
Frage: Misereor stellt El Salvador in den Mittelpunkt der diesjährigen Fastenaktion. Mit welchem Motiv?
Pieper: El Salvador ist ein eher vergessenes Land. Allenfalls die Jugendbanden mit ihren Tätowierungen sind Bilder und Schlagzeilen wert. Aber darüber geraten die vielen positiven Ansätze in Vergessenheit, die gerade von jungen Menschen in dem Land ausgehen. Das würden wir gern ändern.
© KNA