1845 hatte Kasper gemeinsam mit weiteren Frauen einen Verein für Kranken- und Altenpflege gegründet, der dann in eine religiöse Genossenschaft umgewandelt wurde. 1870 erfolgte die Anerkennung der Gemeinschaft der „Armen Dienstmägde Jesu“ durch den Vatikan. Heute zählt die Kongregation weltweit rund 600 Schwestern in 87 Niederlassungen.
Ein Wachstum verzeichnet die Gemeinschaft der Dernbacher Schwestern nach Angaben der Ordensleiterin noch in Indien, Nigeria und Kenia; jüngere Mitglieder gebe es auch in Brasilien und Mexiko, sagt Vakasseril, die selbst aus Indien stammt. In der Heimatprovinz Deutschland zählt der Orden rund 200 Mitglieder. Dafür ist mit dem Orden heute ein Pflege-Unternehmen „Dernbacher Gruppe Katharina Kasper“ mit 6.500 Beschäftigten verbunden – für Vakasseril ist auch das eine Form, das Anliegen Kaspers fortzuführen.
So hat die Heilige inzwischen viele Anhänger, die selbst keine Ordensfrauen sind. Eine Pilgerin aus dem Bistum Limburg, die als Lehrerin unter dem Dach der Dernbacher Unternehmensgruppe arbeitet, nennt Kasper ein „großes Vorbild“ und bedeutsam für die Grundorientierung in eigenen pädagogischen Tätigkeit. Für eine Beschäftigte ist es nicht alltäglich, zur Heiligsprechung der Firmengründerin zu fahren: „Das muss sich erst mal setzen“, sagt die Besucherin, die lieber anonym bleiben will.
Die Geschichte der Dernbacher Schwestern verlief nicht ohne Krisen. Erst vor wenigen Jahren sah sich die Gemeinschaft mit Vorwürfen konfrontiert, in Erziehungseinrichtungen in den 1960er- und 1970er-Jahren Kinder misshandelt zu haben. Die Ordensleitung räumte schließlich unangemessene Züchtigungsmethoden ein und bat die Betroffenen um Entschuldigung. Laut Vakasseril engagieren sich die Dernbacher Schwestern inzwischen auch für Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel, Misshandlung und Ausbeutung geworden sind.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. konnte der Feier nicht beiwohnen. Der 91-Jährige sei nicht mehr so agil wie noch vor einigen Monaten, sagte Kardinal Becciu zur Begründung. Am Montag feiern Limburgs Bischof Bätzing und sein im Vatikan tätiger Amtsvorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst gemeinsam einen Dankgottesdienst.
Von Burkhard Jürgens (KNA)
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