Frage: Können Sie auch wirtschaftliche Vorteile des Anbaus und der Vermarktung von ökologisch angebautem Kakao benennen?
Epelekou: Unsere Erfahrungen mit der SCEB haben gezeigt, dass die Einkommen der Bio-Kakaobauern deutlich verbessert sowie Produktionskosten gesenkt werden konnten. Auch wenn das zu niedrigeren Renditen führt, kann der vereinbarte Kaufpreis diesen Verlust gut ausgleichen. Seit fast zehn Jahren befasst sich die Genossenschaft SCEB mit dem ökologischen und fair gehandelten Kakaoanbau: ihr Umsatz verbesserte sich von 33.000 Euro im Jahr 2010 auf 134.000 Euro im Jahr 2016. Fast 75 Prozent des Gewinns werden direkt an die Erzeuger ausgezahlt. So hat es die Bio- und Fairtrade-Zertifizierung möglich gemacht, die Einkommen der Produzenten zu sichern und die Lebensbedingungen der Familien zu verbessern: sei es im Bereich der Bildung und Gesundheit der Kinder, beim Bau oder der Ausbesserung ihrer Häuser, bei der Verbesserung der Hygiene durch den Bau von Latrinen, beim Erwerb von Motorrädern für Reisen oder bei der Entwicklung einkommensschaffender Aktivitäten wie der Gründung von Kleinunternehmen. Seit der Umstellung sind die Produzenten auch von den Schwankungen der konventionellen Kakaopreise nicht mehr betroffen. Die Genossenschaft hat sich einen guten Ruf erworben und nimmt an wichtigen nationalen und internationalen Veranstaltungen teil.
Frage: Vor welchen Herausforderungen steht die Kakao-Genossenschaft SCEB – und wie kann Inades Formation sie dabei unterstützen?
Epelekou: Die Hauptaufgabe des SCEB besteht darin, ihre Position als Bio- und Fair-Trade-Kakao-Genossenschaft nun zu behaupten. Die Kooperative muss in der Lage sein, die wachsende Nachfrage ihrer Bestandskunden zu befriedigen, aber auch ihre Geschäftsbeziehungen zu diversifizieren, um das Risiko aufgrund von Kundenengpässen zu reduzieren. Um dies zu erreichen, muss SCEB seine Produktion jährlich steigern. Diese Erhöhung muss über zwei Wege erfolgen: Die Verbesserung des Produktionssystems, um die Anfälligkeit der Kakaopflanzungen gegenüber Schädlingsbefall zu verringern und die Erträge zu verbessern sowie die Erhöhung der Zahl der an der Bio-Zertifizierung beteiligten Bauern. Wir unterstützen die Genossenschaft kontinuierlich bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Auch wollen wir ein weites Netz von Kooperativen zur Erzeugung von Bio-Kakao schaffen.
Frage: Welche Politik ist in der Elfenbeinküste nötig, um die landwirtschaftlichen Methoden im Bereich des Kakao-Anbaus nachhaltig zu verbessern?
Epelekou: Langfristig wollen wir erreichen, dass der Staat den ökologischen Landbau endlich als Garant für die Nachhaltigkeit seiner weitgehend auf Landwirtschaft basierenden Volkswirtschaft anerkennt. Diese Einsicht sollte auch multinationalen Unternehmen im Verarbeitungs- und Vertriebssektor kommen, damit sie ihre Anforderungen endlich anpassen. Unsere Arbeit – zum Beispiel zu Transparenz im Ressourcenmanagement, zu einem garantierten Mindestpreis und zur Schaffung eines starken Branchenverbandes, der auf glaubwürdigen Erzeugerorganisationen basiert – soll und muss die Initiativen der Regierung im Rahmen der seit 2012 umgesetzten Kakaoreform verstärken.
Das Interview führte Rebecca Struck, Misereor-Pressestelle.
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