Auch die Peruanische Bischofskonferenz hatte kurz nach Bekanntwerden des ersten Telefonmitschnitts einschneidende Reformen bei der Richterbestellung gefordert. Dabei verwiesen die Bischöfe unter anderem auf die Worte von Papst Franziskus, der bei seinem Besuch in Peru im Januar die Korruption angeprangert hatte.
Wegen des Verdachts der Verstrickung in den Korruptionsskandal rund um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht musste Vizcarras Vorgänger im Amt, Pedro Pablo Kucyznski, im März vorzeitig abdanken. Denn nicht nur das Justizwesen in Peru ist korrupt. „1,8 bis 5,2 Prozent berechnen die Firmen bei einer öffentlichen Ausschreibung für Schmiergelder ein“, sagt der Kriminologe Jaris Mujica von der Katholischen Universität in Lima. Korruption sei schwer zu messen. Am ehesten könne man das Korruptionsrisiko daran erkennen, ob es institutionell geregelte Abläufe und Compliance-Instrumente gebe, so Mujica. Genau das sei in Peru schwierig, stammten doch 70 bis 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus der Schattenwirtschaft – dazu gehören nicht registrierte Händler, Geldwechsler oder Goldschürfer ebenso wie Kokabauern und große Drogenhändler.
Und doch kann Mujica auch auf Fortschritte verweisen. „Vor 20 Jahren noch musste man tagelang Schlange stehen und Schmiergeld bezahlen, um einen Personalausweis zu bekommen“, erinnert er sich. Mit der Modernisierung und Digitalisierung – etwa dem Verzicht auf Barzahlung – hat die Einwohnerbehörde Reniec ihre Effizienz erhöht und nebenbei auch die Korruption erfolgreich bekämpft.
Ein Schritt, dem weitere folgen müssen, meint Kardinal Barreto. Auch die Kirche sei gefragt und müsse sich für einen gesellschaftlichen Kulturwandel einsetzen –„hin zu einer Kultur der Ehrlichkeit und der Integrität“.