Nach Ansicht Jungs ist es auch Aufgabe der Kirchen, „auf die schwierige Situation von Menschenrechtsverletzungen oder einer aggressiven Politik hinzuweisen“. Zugleich müssten die Erfolgsaussichten solcher Kritik „realistisch“ gesehen werden. „Wir sind keine 'Welt-Werteagentur', die mit erhobenem Zeigefinger moralische Appelle von sich gibt, auf die hin sich alles ändert“, so Jung. „Das schafft noch nicht einmal die UN.“
Bei aller berechtigten Kritik an dem am Donnerstag beginnenden Turnier sei es wichtig, „nicht den Sport und die Sportler aus dem Blick zu verlieren“. Er halte „nichts von übertriebenen Erwartungen in aktuellen politischen Fragen an die Funktionäre und Sportler“, sagte Jung und fügte hinzu: „Sie können politische Versäumnisse nicht aufarbeiten.“
Der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eberhard Gienger, äußerte die Hoffnung, dass das Event ein Katalysator für politische Bewegung sein könnte. „Mit sportlichen Großereignissen können wir indes Brücken bauen und Orte der Begegnung schaffen. Mit ihnen können wir Veränderungen im Gastgeberland anstoßen und den politischen Dialog neu beleben“, sagte er.
Die Freude auf den sportlichen Wettbewerb ändere allerdings nichts an der grundsätzlichen Kritik am Verhalten Russlands in bestimmten politischen Fragen. „Wir werden nicht müde, die Missstände und politischen Irrwege der Führung in Moskau anzusprechen, uns für Freiheit und Demokratie einzusetzen oder die Verwirklichung der universellen Menschenrechte einzufordern“, betonte Gienger.
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