Golf-Staaten
Trotz aus bei Fußball-WM

Islamwissenschaftler wirbt für mehr Austausch mit Golfstaaten

Aachen/Berlin ‐ Im Auftrag des Hilfswerks Missio hat der Islamwissenschaftler Sebastian Sons eine Menschenrechtsstudie verfasst. Gerade erst war er in Katar – und hat klare Vorstellungen, wie die Zukunft des entwicklungspolitischen und zivilgesellschaftlichen Austauschs mit dem Land aussehen könnte.

Erstellt: 02.12.2022
Aktualisiert: 02.12.2022
Lesedauer: 

Für einen stärkeren entwicklungspolitischen und zivilgesellschaftlichen Austausch zwischen Deutschland, Katar und den weiteren arabischen Golfstaaten spricht sich der Islamwissenschaftler Sebastian Sons aus. Dies betonte er in einem Parlamentariergespräch von Missio Aachen in Berlin, wie das Hilfswerk am Freitag mitteilte. Der Autor einer Missio-Menschenrechtsstudie zur laufenden Fußball-Weltmeisterschaft ist den Angaben zufolge soeben aus Katar zurückgekehrt.

Bild: © Claudia Zeisel/weltkirche.de

Der Ärger der Katarer über die internationale Kritik an der Menschenrechtslage in dem Golfstaat konzentriere sich vor allem auf Deutschland, fügte Sons hinzu. Der Bundesrepublik werde „Doppelmoral, Rassismus und Eurozentrismus“ gegenüber den Golfstaaten vorgeworfen. „Die Weltmeisterschaft hat das Selbstbewusstsein in Katar und den angrenzenden Golfstaaten erheblich erhöht. Die Regierung, die Medien und die Bürgerinnen und Bürger üben eine deutlich offenere Kritik am Westen“, sagte Sons.

Der Islamwissenschaftlicher plädierte dafür, einer Polarisierung entgegenzuwirken und neue Gesprächsformate und Gesprächskanäle für den Dialog zu finden. Europa und Deutschland müssten neue Wege gehen, um ihre wirtschaftlichen Interessen und ihre Prinzipien der Menschenrechte in den Golfstaaten gleichzeitig vertreten zu können.

Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener begrüßte „jede Form des zivilgesellschaftlichen Dialoges, um mehr voneinander zu erfahren“. Zugleich bekräftigte er, „dass menschenrechtliche Fragestellungen, wie beispielsweise die diskriminierende Gesetzgebung bei sexueller Gewalt gegen Arbeitsmigrantinnen in Katar hier nicht ausgespart bleiben dürfen.“ Für diese Themen werde Missio sich auch weiterhin einsetzen, „wenn das Scheinwerferlicht der Weltmeisterschaft längst abgeschaltet ist“.

kna