Frage: Immer noch haben Christen in China Angst, ihren Glauben zu leben. Die staatlich zugelassene offizielle Kirche, die Patriotische Vereinigung der Katholiken Chinas, wird kontrolliert. Und dann gibt es die Untergrundkirche, die für eine kompromisslose Gemeinschaft mit dem Papst eintritt. Erschwert das den Dialog?
Tong: Wir bräuchten keine Untergrundkirche in China, wenn die Regierung
Religionsfreiheit
praktizieren würde. Es gibt zwar einen Artikel in unserer Verfassung, in dem die Glaubensfreiheit bestätigt wird, aber für religiöse Aktivitäten braucht man die Erlaubnis der Regierung. Die Religionen sind dem Staat untergeordnet und seiner Kontrolle unterworfen. Zum Beispiel versucht die Regierung, die Wahlen der Bischöfe zu beeinflussen. Zwar unterstützt sie Kirchenbauten der staatlich genehmigten offiziellen Kirche finanziell großzügig. Im Gegenzug dazu fordert sie jedoch Stillhalten. Außerdem versucht sie, ihre eigenen Leute in die Gremien einzuschleusen, um die Menschen bei der Ausübung ihrer Religion zu manipulieren. Das kann die Untergrundkirche nicht akzeptieren.
Frage: Wie sehen Sie Chinas Kirche in der Zukunft?
Tong: Ich glaube, dass China keine andere Wahl hat, als sich weiter zu öffnen. Die Menschen erfahren schnell über das Internet, was außerhalb Chinas passiert. Damit kann auch der Druck auf die chinesische Regierung wachsen. Ich habe die Hoffnung, dass bald alle Christen in China ihren Glauben offen leben können.
Von Kerstin Bücker