
Zwei Jahre nach Hamas-Angriff: Politik und Kirche mahnen Mut an
Bonn ‐ Frieden in Sicht – oder nur Illusion? Der US-Friedensplan könnte Bewegung in den festgefahrenen Konflikt bringen. Politiker und Kirche melden sich zum Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel zu Wort.
Aktualisiert: 06.10.2025
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Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und den Folgen des Nahostkonflikts bleibt zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel hochaktuell. Führende Stimmen aus Politik und Kirche blicken auf Herausforderungen und Perspektiven im Umgang mit Judenhass, Terror und Friedensbemühungen. So betonte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Sonntagabend in der ARD-Sendung Caren Miosga, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben können müssen.
Zugleich nahm Merz Stellung zu den aktuellen Verhandlungen über einen Friedensplan für Gaza. Er hoffe auf eine baldige Einigung. Auch wenn die israelische Regierung eine Zwei-Staaten-Lösung nicht aktiv verfolge, halte Deutschland daran fest und wolle eine führende Rolle beim Wiederaufbau des Gazastreifens übernehmen.
Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa bemerkt eine Atmosphäre der Hoffnung, die durch den US-Friedensplan entstanden sei. Trotz vieler Hürden biete dieser eine einmalige Chance, sagte er im Interview mit dem „Corriere della Sera“. Pizzaballa sieht die größte Gefahr in mangelnder Kompromissbereitschaft der beteiligten Parteien. Frieden erfordere Mut und Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. Ein Waffenstillstand sei zwar noch kein Frieden, aber ein notwendiger erster Schritt.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland forderten ein sofortiges Ende der Gewalt in Gaza, die Freilassung aller Geiseln, ungehinderte Hilfe für Millionen Hungernde und eine Zwei-Staaten-Lösung. Bei aller Kritik an Israel warnten sie zugleich vor jeder Form von Antisemitismus: „Zwischen berechtigter Kritik am Handeln der israelischen Regierung einerseits und der Feindseligkeit gegenüber Menschen jüdischen Glaubens andererseits liegt ein tiefgreifender Unterschied.“ Dass auch in Deutschland Feindschaft gegen Juden zunehme, sei „eine Schande für unser Land“.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) nahm den zweiten Jahrestag des Hamas-Angriffs zum Anlass, mehr Konsequenz im Kampf gegen Antisemitismus zu fordern. Der 7. Oktober 2023 habe gezeigt, dass Judenhass in Deutschland kein Randphänomen sei, sondern in Alltag, Internet und Bildungseinrichtungen präsent. Erinnern allein reiche nicht aus - nötig seien konsequente Strafverfolgung, Bildungsarbeit und die Stärkung jüdischer Institutionen. Klöckner warnte zudem, den Ursprung des Kriegs, den Hamas-Terror vom 7. Oktober, nicht zu relativieren. Gleichzeitig müsse das Leid aller Zivilisten anerkannt werden, sagte sie am Montag.
Weiter 48 Hamas-Geiseln
Holocaust-Überlebende zeigten sich zum Jahrestag solidarisch mit Opfern des Hamas-Angriffs sowie mit der Bevölkerung in Gaza. Mit dem Terrorangriff seien alle Versuche von Holocaust-Überlebenden, auf Frieden mit den Palästinensern hinzuwirken, zerbrochen, beklagte die Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees, Eva Umlauf.
Alle Überlebenden hätten nun „tagtäglich die grausame Wahrheit vor Augen, dass die Hamas immer noch und immer wieder den Staat Israel von der Landkarte der Welt herunterreißen und alle jüdischen Menschen, ob Frauen, Kinder, Männer oder Greise, töten und jüdisches Leben für immer auslöschen will“, so Umlauf. Dies habe man schon einmal erlebt: „Die Mörder von damals nannten dies die ‚Endlösung der Judenfrage‘.“
Dennoch gingen die Gedanken der Holocaust-Überlebenden in diesen Tagen auch nach Gaza. So hofften auch die Überlebenden im Interesse der Kinder von Gaza in jeder Minute auf die Freilassung der Geiseln und einen nahenden Frieden.
Am 7. Oktober 2023 ermordeten Hamas-Terroristen in Südisrael fast 1.200 Menschen, davon mehr als 400 beim Nova-Festival, und verschleppten zahlreiche Geiseln. Zwei Jahre später befinden sich noch 48 lebende und tote Geiseln in Gaza. Seit Beginn des Gazakriegs starben nach Schätzungen über 65.000 Palästinenser und mehr als 450 israelische Soldaten.
KNA

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