
Kardinal Pizzaballa zu Gaza-Plan: Atmosphäre der Hoffnung spürbar
Rom ‐ Gerade beginnen in Ägypten die Gespräche über einen Friedensplan für Gaza. Der Jerusalemer Patriarch spürt bereits eine andere Atmosphäre in der Region, sieht jedoch auch Risiken.
Aktualisiert: 06.10.2025
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Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa spürt aufgrund des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump eine Atmosphäre der Hoffnung in der Region. Zwar gebe es noch viele Schwierigkeiten und Fragezeichen, doch habe sich durch den Plan eine beispiellose Chance ergeben, so der katholische Patriarch im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“ (Montag).
Als größte Gefahr sieht Pizzaballa eine mangelnde Kompromissfähigkeit. „Es ist klar, dass alle Parteien im Hinblick auf ein höheres Wohl etwas aufgeben müssen, und ich sehe darin eine gewisse Schwierigkeit“, so der Kardinal. Es seien Entscheidungen, die Mut erforderten und von den Vermittlern und der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden müssten.
Laut Einschätzung des Kirchenvertreters ist es noch zu früh, um über Frieden zu sprechen: „Das Ende dieses schrecklichen Krieges wäre nicht das Ende des Konflikts, ein Waffenstillstand ist kein Frieden.“ Doch wär dies ein erster Schritt, die notwendige Voraussetzung, um einen neuen, anderen Weg einzuschlagen, so Pizzaballa.
Israel und Hamas wollen in Kairo verhandeln
Für den heutigen Montag sind laut Medienberichten Gespräche über den Friedensplan von US-Präsident Trump mit Vermittlern in Kairo geplant. Das ägyptische Außenministerium teilte mit, Vertreter Israels und der Hamas zu empfangen, um unter anderem über den Austausch der israelischen Geiseln im Gazastreifen und palästinensischer Gefangener zu verhandeln.
Trump schrieb auf seiner Plattform Truth Social, dass Israel einer ersten Rückzugslinie in Gaza zugestimmt habe. Wenn die palästinensische Terrororganisation Hamas den Waffenstillstand bestätige, werde dieser „SOFORT in Kraft treten, die Geiseln und der Gefangenenaustausch werden beginnen, und wir werden die Bedingungen für die nächste Phase des Rückzugs schaffen, die uns dem Ende dieser 3.000-jährigen Katastrophe nahe bringen wird“, so Trump wörtlich.
Laut einer beigefügten Karte wäre die Armee danach weiterhin in Rafah und Khan Younis im südlichen Gazastreifen und in großen Teilen des Nordens präsent, zusammen mit ihrer Pufferzone in anderen Teilen des Territoriums. Medienberichten zufolge hat Israels Militär seine Angriffe auf die Hamas am Samstag weitgehend eingestellt und beschränkt sich seitdem auf die Verteidigung. Demnach waren aus dem Kampfgebiet aber weiter Explosionen zu hören.
Am Freitagabend hatte die Hamas erklärt, sie sei bereit, alle Geiseln freizulassen und über weitere Forderungen aus Trumps 20-Punkte-Friedensplan zu verhandeln. Auf die darin geforderte Entwaffnung ging sie bisher nicht ein, stimmte aber zu, dass der Gazastreifen nach Kriegsende von einer Übergangsregierung palästinensischer unpolitischer Technokraten regiert werden soll. Die Terrororganisation pocht in ihrer Erklärung auf die „Grundrechte des palästinensischen Volkes“. An der Zukunft des Gazastreifens müsse sie beteiligt sein.
KNA

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