
Ist bald Schluss mit dem Plastikmüll?
Genf ‐ Wenn es um internationale Diplomatie und Zusammenarbeit geht, gibt es momentan wenig Positives zu berichten. Da könnte eine nun bevorstehende Zusammenkunft in Genf einen Lichtblick bilden. Mit ganz konkreten Folgen – hoffentlich.
Aktualisiert: 31.07.2025
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Es passiert nicht gerade oft, dass Greenpeace Optimismus verbreitet. In dieser Woche war es soweit. „Noch nie war die Chance so groß, die Plastikflut an der Quelle einzudämmen“, erklärten die Umweltschützer im Vorfeld der entscheidenden Verhandlungsrunde zum UN-Plastikabkommen. Die Warnung mit Blick auf das am Montag am Sitz der Vereinten Nationen in Genf beginnende Treffen folgte allerdings auf dem Fuße. Ebenso groß sei die Gefahr, „dass das Abkommen an den Interessen der Plastiklobby und der Ölindustrie scheitert“.
Plastiktüten und Verpackungen, Dosen und Deckel, Netze und Folien: Seit Jahrzehnten nutzt die Menschheit immer mehr Plastik; hüllt beispielsweise ein, was ihr lieb und teuer erscheint. Beim Einkauf im Supermarkt zeigt sich: Selbst Biogemüse kommt mitunter in Plastikverpackungen daher. Das soll die Haltbarkeit von Brokkoli, Gurke und Co erhöhen. Die Kehrseite der Medaille zeigt sich andernorts. Etwa entlang zugemüllter Urlaubsstrände oder in Gestalt von Vögeln, die qualvoll an verschluckten Plastikteilen ersticken.
Negative Folgen für den Menschen
Inzwischen hat sich eine enorme Menge an Plastikverschmutzung in der Umwelt angesammelt. Längst gelangen winzigste Plastikteilchen auch in den menschlichen Körper - beim Atmen, Essen und Trinken. Die Partikel und die ihnen bei der Herstellung zugesetzten Chemikalien stehen im Verdacht, Schäden an Lunge, Herz, Gehirn, Verdauungstrakt, Immun- und Hormonsystem hervorzurufen, wie aus einer vom WWF und der Universität Birmingham erstellten Zusammenschau auf Basis von 200 Studien hervorgeht. Auch beim WWF hoffen sie deshalb auf ein „starkes Abkommen“, das die Plastikflut eindämmt.

Ein weggeworfener Plastikbecher liegt an einer Hecke neben einer Straße.
„Dazu gehört, dass die unnötigsten und schädlichsten Plastikprodukte weltweit verboten werden“, sagt der Leiter Internationale Politik beim WWF Deutschland, Florian Titze. Zudem brauche es „verbindliche globale Anforderungen an das Produktdesign“, damit die übrig bleibenden Plastikprodukte deutlich häufiger wiederverwendet werden könnten. Für all diese Maßnahmen müsse Geld bereitgestellt werden, das auch dabei helfen solle, wirtschaftlich schwächere Länder zu unterstützen. Schließlich müsse sich die Staatengemeinschaft auf Verfahren verständigen, mit denen sich die Umsetzung des Abkommens wirksam kontrollieren lässt.
Dicke Bretter sind es, die bis 14. August in Genf zu bohren sind. WWF-Expertin Laura Griestop gehört zu den Hunderten Vertreterinnen und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, die beobachten, was da genau im Palais des Nations besprochen wird. Mit ihrem Kollegen Florian Titze ist sie sich einig: Ein schlechtes Abkommen wäre schlimmer als gar keines – weil sich dann das Fenster für einen effektiven Kampf gegen den Plastikmüll für Jahre schließen würde.
Black Box USA
Doch es gibt Hoffnung, wie Griestop meint. „Mehr als 130 Staaten wollen wirklich nach vorne gehen.“ Darunter befänden sich Schwergewichte wie die 27 EU-Mitgliedstaaten oder Großbritannien sowie zahlreiche Länder Lateinamerikas und Afrikas wie Chile, Mexiko oder Ruanda. Deutschland schickt als erfahrenen Verhandler Jochen Flasbarth ins Rennen, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Auch drängen laut Griestop inzwischen mehr als 200 große Unternehmen auf verbindliche Regelungen.
Unklar sei, welche Rolle die USA spielen. Unter Donald Trumps Vorgänger Joe Biden hätten sich die Vereinigten Staaten zuletzt „eher konstruktiv verhalten“, sagt Griestop. Wie es jetzt in Genf laufen wird? „Wir wissen es nicht“, so Griestops Kollege Titze. Ein Spaziergang werden die knapp zwei Wochen in Genf jedenfalls nicht, wie die beiden WWF-Experten betonen. Das zeige schon allein die Tatsache, dass die Verhandlungen eigentlich im Herbst 2024 im südkoreanischen Busan enden sollten. Man habe dann in die Trickkiste gegriffen und sich für eine zweite Halbzeit in der Schweiz verabredet, so Titze. „Eigentlich befinden wir uns also in der Verlängerung.“

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