
Philosoph: Wettlauf um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz führt zu Kontrollverlust des Menschen
München ‐ Der Jesuit Godehard Brüntrup beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit der Weiterentwicklung der KI. Mit dem Aufkommen neuer Modelle sieht er gar Ideale der Aufklärung verblassen.
Aktualisiert: 18.03.2025
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Der Philosoph und Jesuit Godehard Brüntrup warnt vor einem ungezügelten Wettlauf um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI). Getrieben würden die mächtigsten Staaten und reichsten Unternehmen der Welt von der Überzeugung, wer nicht vorne dran bleibe, werde in Zukunft wirtschaftlich und militärisch keine Rolle mehr spielen. Das werfe tiefgreifende ethische Fragen auf.
„Die Entwicklung der nächsten Generationen von KI wird mehr und mehr von den Maschinen selbst übernommen. Der Mensch wird immer weniger verstehen, was da eigentlich im Detail geschieht“, sagt Godehard Brüntrup SJ im Vorfeld der Konferenz „Geist, Welt und KI“ an der Hochschule für Philosophie (HFPH) in München. „Wie in Goethes Zauberlehring werden wir die Geister nicht mehr los, die wir riefen.“ Wohin das führe, wisse keiner. „Da werden auch ein paar Ethik-Kommissionen leider nur wenig helfen.“
„Gott würde eine solche Welt nicht erschaffen“
In diesem Zusammenhang hinterfragt Brüntrup, der an der HFPH zu den Schwerpunkten Metaphysik, Philosophie des Geistes und Religionsphilosophie forscht und lehrt, den aktuell diskutierten Begriff einer „verantwortlichen KI“. Die KI habe kein Selbst, das etwas verantworten könnte, erklärt Brüntrup. „Nur eine Person kann etwas ethisch verantworten. Eine Person kann aber nur das moralisch verantworten, worüber sie Kontrolle hat.“

Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ ist Professor für Philosophie an der Hochschule für Philosophie München. Darüber hinaus hat er an mehreren US-amerikanischen Universitäten Philosophie gelehrt, zuletzt an der St. Louis University in Missouri. Er gehört seit 1977 dem Jesuitenorden an.
Der Jesuit und Philosophie-Professor Dr. Godehard Brüntrup beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit KI. Durch den Einsatz von Quantencomputern erwartet er in den kommenden Jahren eine exponentielle Entwicklung. Der Ausgang dieser Entwicklung sei ungewiss und nicht unbedingt zum Wohle der Menschheit. „Das bedeutet dann auch, dass viele Menschen das ,Denken‘ den Maschinen überlassen werden. Das Ideal der Aufklärung ,Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‘ wird verblassen. Man denkt nicht mehr selber, man ,lässt denken‘, nämlich von den Maschinen.“ Viele Menschen würden gar nicht merken, dass die Algorithmen ihr Denken bereits kontrollierten.
„Solange Computer nichts erleben, sind sie philosophisch gesehen von eher geringem Wert. Denn worauf es im Leben ankommt, ist die Intensität und Vielfalt der erlebten Erfahrung. Jeder Hund und jede Katze ist daher wertvoller als alle üblichen KI-Programme der Welt“, sagt Prof. Brüntrup. „Man stelle sich eine Welt vor, die nur von hochintelligenten Maschinen bevölkert würde, die kein Bewusstsein haben und nichts erleben. Eine solche Welt wäre im Vergleich zu der unseren einfach nur metaphysisch erbärmlich. Oder theologisch gewendet: Gott würde eine solche Welt nicht erschaffen. Er interessiert sich letztlich nicht für solche Maschinen.“
Jesuiten /dr
Konferenz „Geist, Welt und KI“
Vom 20.-22. März 2025 findet an der Hochschule für Philosophie die Konferenz „Geist, Welt und KI“ statt, ein interdisziplinäres Forum zur Diskussion über die ethischen, philosophischen und theologischen Herausforderungen der KI-Entwicklung. Ein Thema der Konferenz ist die Frage, ob Maschinen ein Bewusstsein haben können.

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