Indigene Aktivisten fordern neues Datum für Australiens Nationalfeiertag
Sydney ‐ Der „Australia Day“ am 26. Januar erinnert an die Ankunft der ersten britischen Siedler-Flotte im Jahr 1788. Für die Aborigines begann damit ihre Leidensgeschichte der Unterdrückung. Sie sprechen vom „Tag der Invasion“.
Aktualisiert: 27.01.2025
Lesedauer:
Indigene Aktivisten haben am Nationalfeiertag des Landes am Sonntag einen kritischen Blick auf die Kolonialgeschichte und ein anderes Datum für einen solchen Tag gefordert. Für viele Aborigines und Torres-Strait-Insulaner sei der 26. Januar ein Moment gemischter Gefühle – „ein Tag, der Traurigkeit, Besinnung und ein Gefühl ungelöster Geschichte mit sich bringt“, erklärte das indigene Beratungsgremium der katholischen Kirche in Australien, der „National Aboriginal and Torres Strait Islander Catholic Council“.
Die Organisation rief die Menschen zu „tiefer Besinnung und Gebet“ auf. „Die Australier sollten über eine Nation nachdenken, in der sich alle eingeschlossen, respektiert und geschätzt fühlen, um sinnvolles Handeln und ein Engagement für Versöhnung anzustoßen“, hieß es in dem am Sonntag online veröffentlichten Leitfaden.
Der „Australia Day“ erinnert an die Ankunft der britischen „Ersten Flotte“ in der Bucht von Sydney am 26. Januar 1788 und den Beginn der Besiedelung Australiens durch die Weißen.
Die Indigenen appellieren an die Politik, für den Nationalfeiertag ein anderes Datum zu finden, das eine „inklusivere nationale Feier ohne die schweren historischen Konnotationen des 26. Januar“ ermögliche. Im November 2023 lehnten die Australier mehrheitlich in einer Volksabstimmung die Aufnahme der Ureinwohner in die Verfassung des Landes ab.
In australischen Städten kam es am Sonntag laut Medienberichten zu Angriffen auf Denkmäler zur Ehrung des kolonialistischen Erbes. Tausende Demonstranten forderten ebenfalls ein neues Datum für den Nationalfeiertag. Der 26. Januar solle als „Tag der Invasion“ zu einem Trauertag erklärt werden, hieß es. In mehreren Städten kam es demnach aber auch, wie bereits vor einem Jahr, zu Aufzügen von Rechtsextremen, die in Sprechchören „Australien nur für den weißen Mann“ forderten. In Melbourne und Adelaide seien einige Neonazis von der Polizei festgenommen worden.
Die Briten hatten den Kontinent einst zur „terra nullius“ – Land ohne Besitzer – erklärt. Damit begann eine jahrhundertelange Unterdrückung der Ureinwohner. Bis zur Anerkennung der Aborigines als Staatsbürger im Jahr 1967 galt die Doktrin „Australien nur für Weiße“.
KNA