Weltweit leben 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei
Göttingen ‐ Sie müssen gegen ihren Willen arbeiten, sich prostituieren oder werden zwangsverheiratet. Sichtbar sind die Opfer von moderner Sklaverei so gut wie nie. Doch überall auf der Welt werden bis heute Menschen versklavt.
Aktualisiert: 02.12.2024
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Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen fordern einen besseren Schutz vor moderner Sklaverei. Vor dem Internationalen Tag zur Abschaffung der Sklaverei am 2. Dezember sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres, Regierungen müssten die Strafverfolgung stärken und Täter vor Gericht bringen. Nach Schätzungen der australischen Organisation Walk Free leben knapp 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Im Verhältnis zur Bevölkerung treten die meisten Fälle in Nordkorea, Eritrea und Mauretanien auf
Betroffen sind laut Guterres vor allem jene, die durch „Armut, Diskriminierung und Konflikte verwundbar geworden sind“. Unter ihnen seien viele Kinder und Frauen. Sie seien von Menschenhandel, Zwangsarbeit, sexueller Ausbeutung und Zwangsheirat betroffen.
Nach Einschätzung von Hanno Schedler, Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Sitz in Göttingen, sollten Menschenrechtsorganisationen, die in Staaten arbeiten, in den es weiterhin Sklaverei gibt, aus dem Ausland politisch und finanziell unterstützt werden.
Besonderes Risiko für Migranten
In der Verantwortung sieht Schedler auch die Bundesregierung und die Europäische Union. Wenn wie im Falle Mauretaniens prominente Anti-Sklaverei-Aktivisten in Haft kämen, müssten sich Bundesregierung und Europäische Union massiv für deren Freilassung einsetzen, sagte Schedler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
„Staaten wie Deutschland müssen bei bilateralen Gesprächen das Thema Sklaverei ansprechen und Institutionen wie die Vereinten Nationen, deren Komitees auf globaler Ebene wichtige Aufklärungsarbeit leisten, stärker finanziell unterstützen“, so Schedler. Auch könnten demokratische Staaten Importe aus Regionen verbieten, in denen Menschen zu Zwangsarbeit gezwungen werden. Davon betroffen seien beispielsweise muslimische Uigurinnen und Uiguren in der Region Xinjiang in China.
Ein Risiko, Opfer von moderner Sklaverei zu werden, haben laut Angaben des Experten auch Migranten, die ohne gültige Papiere ihre Heimatländer verlassen. „Immer wieder gibt es Fälle, in denen gerade Frauen ihre Pässe weggenommen werden und die dann zur Prostitution gezwungen werden. Auch in westlichen Staaten existieren Zwangsarbeit und sexualisierte Ausbeutung“, so Schedler.
Der Internationale Tag für die Abschaffung der Sklaverei und das Ende der Leibeigenschaft wurde 1949 eingeführt. Im Jahr zuvor hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. In Artikel 4 heißt es: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden.“
KNA