Mexikanische Flagge mit Trauerflor. Symbolbild
Kirche fordert neue Strategie gegen organisierte Kriminalität

Tausende Mexikaner nehmen Abschied von getötetem Priester

Nach dem Mord an dem katholischen Geistlichen Marcelo Perez fordern Kirche und Zivilgesellschaft umfassende Aufklärung.

Erstellt: 25.10.2024
Aktualisiert: 24.10.2024
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Von Tobias Käufer (KNA)

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hat eine umfassende Aufklärung des Mordanschlags auf den indigenen Geistlichen Marcelo Perez angekündigt. Auf der Pressekonferenz am Montag (Ortszeit) sagte die Linkspolitikerin, „wir koordinieren die Ermittlungen, damit dieses Verbrechen nicht ungesühnt bleibt“.

Perez war am Sonntag nach Ende eines Gottesdienstes in San Cristobal de las Casas in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas von Unbekannten in seinem Auto erschossen worden. Die Hintergründe sind unklar, die Tat hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Nahezu alle mexikanischen Medien berichteten am Montag auf ihren Titelseiten davon.

Der Bischof von San Cristobal de las Casas, Rodrigo Aguilar Martinez, sagte dem Portal „Proceso“, die Behörden seien mit der Herausgabe von Informationen über Fortschritte bei den Ermittlungen zurückhaltend: „Sie sagen nur, dass sie arbeiten werden und dass es keine Straflosigkeit geben wird.“ Die Kirche erwarte von der Regierung, „dass sie entschiedene Maßnahmen ergreift, um den Frieden im Land und insbesondere in Chiapas wiederherzustellen“. An die Auftraggeber und geistigen Urheber des Mordes gerichtet, sagte der Bischof: „Kehrt um, korrigiert eure Taten. Noch ist es nicht zu spät. Ändert eure Herzen.“

Der Priester Marcelo Perez am 4. Februar 2016 in San Cristobal de las Casas in der mexikanischen Provinz Chiapas (Mexiko).
Bild: © Tobias Käufer/KNA (2016)

Der Priester Marcelo Perez am 4. Februar 2016 in San Cristobal de las Casas in der mexikanischen Provinz Chiapas (Mexiko). Er wurde im Oktober 2024 ermordet.

Der emeritierte Bischof von San Cristobal de Las Casas, Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, rief die Behörden auf, „einen intelligenten Weg zu finden, um die bewaffneten Gruppen zu entwaffnen“. Es sei keine Lösung, dass die Menschen Anzeigen gegen die organisierte Kriminalität erstatten; dadurch würden sie sich nur selbst in Lebensgefahr bringen. „Wir wollen nicht noch mehr Gewalt, aber wir wollen, dass diese Gruppen entwaffnet werden. Die bisherigen Strategien haben nicht funktioniert“, sagte der Kardinal, der Perez vor Jahren zum Priester geweiht hatte.

Unterdessen nahmen Tausende Menschen in seiner Heimatgemeinde von dem getöteten Priester Abschied. Noch in der Nacht warteten laut lokalen Medienberichten die Gläubigen auf die sterblichen Überreste des populären Geistlichen, der sich in der von Gewalt und Drogenkrieg heimgesuchten Unruheprovinz für Frieden und Versöhnung eingesetzt hatte. Der Sarg wurde in seine Gemeinde San Andres Larrainzar in Los Altos de Chiapas gebracht. Der Trauerzug sei durch Rufe wie „Es lebe Pater Marcelo, Verteidiger der Menschenrechte“ oder „Stoppt das organisierte Verbrechen“ begleitet worden, hieß es. Am aufgebahrten Sarg, an dessen Seite auch der Vater des Opfers Platz nahm, brachen zahlreiche Gläubige in Tränen aus.

Tatverdächtiger festgenommen

Nach dem Mordanschlag am Sonntag hatten sich die Vereinten Nationen, der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM und die Mexikanische Bischofskonferenz zu Wort gemeldet und eine umfassende Aufklärung des Attentats gefordert. Nichtregierungsorganisationen sprachen von einem schweren Verstoß gegen die Menschenrechte.

In Mexiko tobt ein blutiger Krieg von rivalisierenden Kartellen und Banden. Während der Ende September zu Ende gegangenen sechsjährigen Präsidentschaft des Linkspopulisten Andres Manuel Lopez Obrador wurden mehr als 170.000 Menschen getötet. Insbesondere in der Grenzregion zu Guatemala ist der Kampf der kriminellen Banden um die Kontrolle der Routen für Drogen und Migration in den vergangenen Monaten eskaliert.

Schon während des Wahlkampfes hatte die katholische Kirche in Mexiko allen Präsidentschaftskandidaten eine Art Pakt vorgeschlagen, in dem Dutzende Vorschläge zur Verbesserung der Lage enthalten waren. Die spätere Wahlsiegerin Sheinbaum ging auf Distanz: „Ich teile die pessimistische Einschätzung der aktuellen Situation nicht“ – unterschrieb aber dennoch.

Derweil konnte die Polizei mittlerweile einen Tatverdächtigen ermitteln. Am Dienstag (Ortszeit) kam es offenbar im Zusammenhang mit der Tötung von Marcelo Perez zu einer Festnahme. Wie die Zeitung „Jornada“ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtet, hätten die Ermittlungsbehörden bei ihren Untersuchungen das Material von Überwachungskameras genutzt. Der Gouverneur der Unruheprovinz Chiapas bestätigte die Festnahme auf dem Portal X. Weitere Informationen zum Verdächtigen sowie zum Hintergrund der Tat teilten die Behörden zunächst nicht mit.

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