Indigener Priester und Menschenrechtsaktivist in Mexiko getötet
Mexiko-Stadt ‐ Pater Marcelo Perez hat sich in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas für den Frieden eingesetzt. Nach Verlassen eines Gottesdienstes wurde er erschossen. Die Tat löst große Bestürzung im ganzen Land aus.
Aktualisiert: 21.10.2024
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Entsetzen in Mexiko nach der Ermordung des indigenen katholischen Priesters Marcelo Perez (51): Wie lokale Medien berichten, wurde der Menschenrechtsaktivist am Sonntag (Ortszeit) nach einem Gottesdienst in Cuxtitali in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas in seinem Auto von mutmaßlichen Auftragsmördern erschossen. Pressefotos zeigen Einschusslöcher auf Kopfhöhe in der Fensterscheibe seines Fahrzeugs. In den Berichten ist von zwei mutmaßlichen Tätern die Rede.
In einem seiner letzten Interviews hatte der in den Medien stets präsente Geistliche über die wachsende Macht der organisierten Kriminalität in der Region gesprochen: „Chiapas ist eine Zeitbombe, es gibt viele Verschwundene, viele Entführte, viele Ermordete aufgrund der Präsenz des organisierten Verbrechens“, sagte Perez Mitte September am Rande eines Friedensmarsches, an dem mehrere Tausend Personen aus den drei Diözesen von Chiapas teilgenommen hatten. Wegen seines Engagements hatten bereits 2015 Menschenrechtsorganisationen Schutzmaßnahmen für den Priester aus der Diözese San Cristobal de las Casas gefordert.
Der Mord an Perez sorgte für Entsetzen bis in die Führungsspitze des Landes. Die seit drei Wochen im Amt befindliche mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum will sich am Montag (Ortszeit) ausführlich zu dem Vorfall äußern. Die zuständigen Behörden hätten die Ermittlungen aufgenommen und stünden bereits in Kontakt mit den kirchlichen Institutionen. Innenministerin Rosa Icela Rodriguez versicherte auf „X“ der katholischen Gemeinschaft „ihre Solidarität“ und unterstrich die Verpflichtung der mexikanischen Regierung, „dass es keine Straffreiheit“ geben werde. Das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Mexiko nannte den Anschlag ein „inakzeptables Verbrechen“.
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Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, Altbischof von San Cristobal de las Casas, erklärte, Perez habe sich beständig für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt und Opfer der internen Gewalt begleitet. „Er hat sich nie in die Parteipolitik eingemischt, sondern immer dafür gekämpft, dass die Werte Gottes in den Gemeinden gelebt werden.“ Der Mord beweise einmal mehr, dass in Chiapas und weiteren Teilen des Landes ein Klima der Gewalt entfesselt worden sei. „Die Regierung und wir alle, auch die Kirchen, sind überfordert. Es ist uns nicht gelungen, die Gewalt zu stoppen, stattdessen nimmt sie zu“, schrieb der Kardinal.
Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM würdigte Pater Marcelo als einen „unermüdlichen Streiter für Frieden und Gerechtigkeit in seinem Volk“. Die mexikanische Bischofskonferenz schrieb, Perez sei „ein lebendiges Beispiel für priesterliches Engagement für die Bedürftigsten und Schwächsten der Gesellschaft“. Diese Gewalttat treffe nicht nur die Diözese San Cristobal, sondern verletze die gesamte Kirche in Mexiko und die Gesellschaft als Ganze, insbesondere in einer Region, die derzeit unter heiklen Situationen von Gewalt und Konflikten zwischen Gruppen des organisierten Verbrechens leide.
Die Bischofskonferenz forderte eine gründliche und transparente Untersuchung des Anschlags. Notwendig seien auch wirksame Maßnahmen, um die Sicherheit von Priestern und pastoralen Mitarbeitern zu gewährleisten, die in gefährdeten Gebieten an der Seite der Verwundbarsten stünden. Die Anstrengungen zur Bekämpfung der Gewalt und der Straflosigkeit, die die Region Chiapas und Mexiko heimsuchten, müssten verdoppelt werden. Die Jesuiten-Universitäten stellten heraus, Pater Marcelo habe sein Leben der Begleitung von Gemeinden, der Verteidigung ihrer Rechte und der Suche nach Frieden in einem von Gewalt geprägten Umfeld gewidmet.
In Mexiko tobt ein blutiger Krieg von rivalisierenden Kartellen und Banden. Während der Ende September zu Ende gegangenen sechsjährigen Präsidentschaft des Linkspopulisten Andres Manuel Lopez Obrador kamen mehr als 170.000 Menschen ums Leben. Insbesondere in der Grenzregion zu Guatemala ist der Kampf der kriminellen Banden um die Kontrolle der Routen für Drogen und Migration in den letzten Monaten eskaliert.