Bischof in Haiti bei Anschlag verletzt
Port-au-Prince ‐ Die Karibiknation gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Seit Jahren wird es von politischen Unruhen und Gewalt der organisierten Kriminalität erschüttert. Und das macht auch nicht Halt vor hohen Geistlichen.
Aktualisiert: 21.02.2024
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In Haiti ist ein katholischer Bischof bei einem Attentatsversuch verletzt worden. Wie die Haitianische Bischofskonferenz am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte, handelt es sich bei dem betroffenen Geistlichen um Bischof Pierre Andre Dumas aus der Diözese Anse-a-Veau im Westen des Landes. Er ist auch amtierender Vizepräsident der Bischofskonferenz. Den Berichten zu Folge wurde er bei einer Explosion am Sonntag in einem Haus in der Hauptstadt Port-au-Prince verletzt, befindet sich aber nicht in akuter Lebensgefahr.
Dumas hatte in der Vergangenheit die von den kriminellen Banden in Haiti praktizierten Entführungen als „abscheulichen und barbarischen Akt“ verurteilt und bei mehreren Gelegenheiten ein Ende „dieser verabscheuungswürdigen und kriminellen Praktiken“ gefordert.
Die katholischen Bischöfe in Haiti hatten jüngst von einer der schwersten Krisen des Landes berichtet. Das Land stehe unter der Herrschaft bewaffneter Banden, die Angst und Schrecken verbreiten und Hunderte von Familien in Trauer versetzen: „Seit vier Jahren erlebt unser Land eine der längsten und tödlichsten sozio-politischen und sicherheitspolitischen Krisen seiner Geschichte. Das ganze Volk, das ganze Land, ist zutiefst betroffen. Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren“, so die Bischöfe. Die Bevölkerung sei der „gnadenlosen Gewalt der Banden und ihrer Verbündeten“ ausgeliefert.
Die humanitäre Krise in Haiti hat zuletzt immer größere Ausmaße erreicht. Das Land leidet laut UN-Angaben unter einer noch nie dagewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt ohnehin als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den letzten Jahren zudem von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert. Zuletzt kam auch noch eine Cholera-Welle hinzu, die Hunderte Tote forderte.
Neben der Hungersnot leidet Haiti auch unter einer schweren innenpolitischen Krise. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet, Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis innenpolitische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten. Das Nachbarland Dominikanische Republik schloss als Folge eines diplomatischen Streites sowie wegen anhaltender Migration aus Haiti die Grenze. Die UN will eine internationale Sicherheitsmission ins Land schicken, kommt bei dem Vorhaben aber nicht richtig voran.
KNA