The Sioni Cathedral of the Dormition, Tbilisi, Georgia.
Abtrünniges Gebiet an der Grenze zu Russland

Georgisch-orthodoxe Kirche besorgt wegen Lage in Abchasien

Südossetien und Abchasien haben sich mit militärischer Unterstützung aus Russland von Georgien abgespalten. Das bereitet auch der Georgisch-orthodoxen Kirche Probleme.

Erstellt: 05.10.2023
Aktualisiert: 05.10.2023
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Nach dem Konflikt um Berg-Karabach rückt nun möglicherweise ein weiterer Kaukasus-Konfliktherd in den Fokus: Die Georgisch-orthodoxe Kirche zeigt sich besorgt wegen Entwicklungen in der abtrünnigen Provinz Abchasien. Das Patriarchat von Georgien hatte in diesen Tagen in Tiflis zu einer Abchasien-Konferenz eingeladen, wie die Presseagentur Kathpress unter Berufung auf das Info-Portal OrthodoxTimes berichtete.

Eine anschließende Erklärung unterstreicht demnach die Forderung nach einer friedlichen Wiederherstellung der territorialen Integrität Georgiens. Welche Entwicklungen in Abchasien als besorgniserregend bewertet werden, wurde in der Erklärung nicht genannt.

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Russland unterstützt Separatisten

Das abtrünnige georgische Gebiet Abchasien hat sich 2008 mit militärischer Hilfe Russlands von Georgien abgespalten. Moskau hat in Abchasien und Südossetien bis heute Truppen stationiert und beide Regionen als unabhängige Staaten anerkannt. Georgien kritisiert dies als Bruch des Völkerrechts.

Die orthodoxe Kirche in der international nicht anerkannten Republik Abchasien hatte sich 2009 einseitig von der Georgisch-orthodoxen Kirche abgespalten, ist aber von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt. Befürworter der Eigenständigkeit einer abchasischen Kirche berufen sich auf das Königreich Abchasien, in dem die Kirche ab dem 8. Jahrhundert eine Eigenständigkeit entwickelte. Im 15. Jahrhundert gab es in Abchasien die volle kirchliche Eigenständigkeit, und ab dem 16. Jahrhundert übernahm der Katholikos von Abchasien zusätzlich den Titel eines Patriarchen.

Abchasisch-orthodoxe gespalten

Nach der Eingliederung Georgiens in das Russische Zarenreich 1814 erlosch das eigenständige Patriarchat in Abchasien. Von 1817 bis 1943 gehörten die Abchasen zur russischen Kirche. Von Diktator Josef Stalin, einem gebürtigen Georgier, wurden sie wieder in die Kirche Georgiens eingegliedert.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion brachen gewalttätige Konflikte zwischen Abchasen und Georgiern aus, die 1992/93 in einem offenen Krieg gipfelten. Abchasien betrachtet sich unter der Bezeichnung „Republik Abchasien“ als selbstständiger Staat.

Die selbst ernannte Abchasisch-orthodoxe Kirche ist in sich nochmals gespalten. Die Mehrheit folgt einem pro-russischen Kurs. Ein zweiter Teil der Gläubigen und des Klerus sucht die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel für eine abchasische Nationalkirche.

KNA

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