Libanonzeder
Insektenplage bedroht Zedern

Libanons Nationalsymbol in Gefahr

Beirut ‐ Sie ist sogar auf dem Landeswappen verewigt: Die Libanonzeder hat für die Libanesische Republik eine besondere Bedeutung. Doch vielen der Pflanzen droht das Ende.

Erstellt: 02.08.2023
Aktualisiert: 02.08.2023
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Die Zeder, Libanons auf der Flagge verewigtes Nationalsymbol, ist in Gefahr. Die zweite große Insektenplage innerhalb von 20 Jahren verursacht Nadelbräunung, Entlaubung und Baumsterben, wie die französischsprachige libanesische Zeitung „L'Orient le Jour“ (Dienstag) berichtet. Betroffen ist vor allem der größte Zedernwald des Landes im Naturreservat Tannourine in den Bergen von Batrun, 75 Kilometer nördlich von Beirut.

Die Blattwespe „Cephalcia tannourinensis“ wurde in den 90er Jahren als Schuldige des Zedernsterbens in Tannourine identifiziert. Die Libanonzeder ist der exklusive Wirt für die rund einen Zentimeter große Wespe, die sich von deren Nadeln ernährt. Forscher der Hebräischen Universität Jerusalem schätzen den Anteil der befallenen Bäume im Libanon auf 70 bis 80 Prozent.

Klimawandel verschärft die Lage

Der zuständige Insektenforscher des Reservats, Nabil Nemer, sagte der Zeitung, die zweite Plagewelle lasse sich teilweise durch die klimatischen Veränderungen erklären. Mildere Winter, kürzere Schneeperioden und trockenere Böden führten dazu, dass sich der Lebenszyklus des Insekts zum jährlichen Auftreten verändere. Wiederholter Befall über mehrere Jahre hinweg erhöhe das Risiko des Baumsterbens, besonders jüngerer Bäume, mit einer Sterberate von zwei bis sieben Prozent.

Gleichzeitig seien durch den Status als Naturschutzgebiet die Möglichkeiten zur Bekämpfung der Plage eingeschränkt. Ein bei der ersten Plage eingesetztes Mittel sei 2006 wegen seiner Auswirkung auf andere Insekten verboten worden. Stattdessen setze das Reservat auf bestimmte Bakterien im Boden, die als Feinde der Cephalcia tannourinensis gelten. Diese vermehrten sich jedoch vor allem in feuchter Umgebung, was durch die Trockenheit erschwert werde.

Sozial-ökologische-Transformation

Studien zum Thema

Die Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ hat eine Reihe von Studien zur sozial-ökologischen Transformation erstellt und herausgegeben. Von einigen der Texte liegen Übersetzungen vor:

Biblisches Machtsymbol

Stärker als der Wespenbefall gefährdet nach Aussagen Nemers der Klimawandel selbst die Zedernwälder. Die monatelange Trockenheit sei ein großes Risiko für junge Triebe und neue Bäume.

Das gut 195 Hektar große Naturschutzgebiet Tannourine liegt auf 1.300 bis 1.500 Metern Höhe und umfasst rund 60.000 Zedern. Es ist heute der größte Zedernwald im Libanon, deren ursprünglich natürliches Verbreitungsgebiet sich auf rund 500.000 Hektar erstreckte. Die Libanonzeder wird rund 70-mal in der Bibel erwähnt und gilt als Symbol von Macht, Stärke, Gerechtigkeit und Schönheit. Das wohlriechende Holz ist bekannt für seine desinfizierende Wirkung, Baumharz und Öl galten in der Antike als Heilmittel.

KNA

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